Naokos Lächeln nur eine Liebesgeschichte ; Roman

Während Murakamis Wortwahl (oder auch der seiner Übersetzerin) wie so oft wunderschöne Bilder zeichnet und die Charaktere recht interessant sind, ist es immer wieder der Male Gaze, der zwar auch die sexuelle Begierde von Frauen normalisiert, zugleich jedoch auch die Befriedigung des Mannes in den Vordergrund stellt. Naoko, die zwar Titelgebend ist und um die sich das Gefühlsleben des Protagonisten dreht, erscheint mir oft eher wie eine leere Hülle, die letztlich mehr der Befriedigung und Vergangenheitsbewältigung des Toru Watanabe dient, als dass sie selbst wirklich Spuren in Leser*innen hinterlässt. Man erfährt mehr über zwei andere interessante Frauen-Charaktere, Reiko und Midori, deren Eigenarten manchmal allerdings so überzogen sind, dass man sie leicht als seltsam wahrnehmen kann. Doch sind sie mitunter die offensten und aufrichtigsten Figuren im ganzen Buch, selbst im Vergleich zum Ich-Erzähler-Protagonisten, dessen Charakter vergleichsweise fad und undurchsichtig wirkt.