Stefan George in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts Aneignung – Umdeutung – Ablehnung
Stefan George polarisierte die Zeitgenossen und Nachgeborenen. Die zu Lebzeiten einsetzenden und bis in die Gegenwart fortdauernden Reaktionen reichen von kultischer Verehrung über stilistische Nachahmung bis hin zu polemischer Ablehnung. Die enorme poetische Wirkung, die von George auf die deutsche Literatur des ‚langen‘ 20. Jahrhunderts ausging, wird hier erstmals systematisch erschlossen, analysiert und epochenspezifisch differenziert. Das Analysekorpus besteht vor allem aus lyrischen Wirkungszeugnissen: Es umfasst Dichtergedichte, Hommagen wie Schmähungen, Nachahmungen wie Gegenentwürfe, Parodien, Persiflagen oder fiktive Dialoge. Vergleichend hinzugezogen werden überdies poetologische, epische und dramatische Texte sowie Karikaturen, die auf die Autorpersona referieren. Intertextuelle Interpretationen profilieren die von George beeinflussten Rezeptionsmilieus sowie seine umstrittene und sich wandelnde ideologische Bewertung, die bis heute die produktive Auseinandersetzung bestimmt.