Streitfall Stadtmitte der Berliner Schlossplatz
Seit 1990 gilt Berlin als Stadt in unaufhorlichem Wandel. Aufbruch, Umbruch, Neuerfindung - diese Vergleiche signalisieren den grossen Wurf. In der Praxis aber bleibt das Zukunftsprojekt Berlin gefangen in tradierten, historisch gesattigten Diskursen: nirgends deutlicher und kontroverser als in der Debatte um den Schlossplatz in Berlin-Mitte. Fur die einen Herz der Nation und Zentrum des historischen Berlins, fur andere der Ort, der den metropolitanen, weltoffenen Charakter der neuen, alten Hauptstadt erlebbar machen soll. Die Stadtmitte wird Schauplatz eines sozialen Dramas, konkurrierend werden historische Erzahlungen aktiviert, Planungsziele legitimiert, Vorstellungen von Stadt und Urbanitat verhandelt, wobei weniger um die Gestaltung als vielmehr um die Deutung und Bedeutung des Platzes gestritten wird. In ihrer ethnographischen Studie rekonstruiert Beate Binder den Schlossplatzkonflikt als stadtpolitischen Prozess. Sie hat Aktivisten und Planern zugehort, war an Aktionen und Veranstaltungen beteiligt, folgt den zentralen Argumentationsfiguren und zeigt, wie durch solche Konflikte die Hauptstadt Berlin hervorgebracht wird.