Benedict Wells

Roman

Vom Ende der Einsamkeit

Ines Mechergui

Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind. Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.

Nie den Mut gehabt, sie zu gewinnen, immer nur die Angst, sie zu verlieren.

maud gruenewald

Es gab Dinge, die ich nicht sagen, sondern nur schreiben konnte. Denn wenn ich redete, dann dachte ich, und wenn ich schrieb, dann fühlte ich.

Die Zeit verläuft nicht linear, ebenso wenig die Erinnerungen. Man erinnert sich immer stärker an das, was einem gerade emotional nahe ist.

»Manchmal glaube ich, es gibt Menschen, die wissen gar nicht, dass sie sterben müssen.«

hannah 

Schließlich ist es das, was ich mit Alva vorhabe: sie zu einer unsterblichen Romanfigur zu machen. 

Aber dieser Brief ist nach all den Jahren mein erster großer Schritt in die äußere Welt. Ich habe dir etwas anvertraut, was ich noch niemandem gesagt habe. Denn ich weiß, dass es falsch ist, sich so in sich selbst zurückzuziehen. Ich möchte dort sein, wo du auch bist, und das ist die Wirklichkeit. 

Das Leben ist kein Nullsummenspiel. Es schuldet einem nichts, und die Dinge passieren, wie sie passieren. Manchmal gerecht, so dass alles einen Sinn ergibt, manchmal so ungerecht, dass man an allem zweifelt. Ich zog dem Schicksal die Maske vom Gesicht und fand darunter nur den Zufall. 

Als Alva einschlief, blieb ich wach und betrachtete sie. Draußen regnete es, die Tropfen hämmerten gegen das Fenster, doch sie wirkte friedlich, der Schlaf schien alle dunklen Gedanken ausgelöschte zu haben. Sie drehte sich zu mir um, ihr Arm lag auf meiner Brust. Ich hielt ihn fest. Wellen der Müdigkeit überkamen mich, dennoch beobachtete ich sie noch immer, bis ich mich in einem Traum wiederfand, in dem ich mit dem Hund meines Bruders durch endlosen Wald streifte. 

Sie zuckte mit den Schultern. »Es gibt nun mal Frauen, denen reicht es nicht, einfach nur Sicherheit und Geborgenheit zu haben.«

»Sie hat einen Freund«, sagte Toni beim Spielen. »Einen ziemlich netten.«

Er betrachtete ratlos die Kugeln. Dann nahm er die gelbe ins Visier. »Ich weiß nicht. Ich schätze, ich liebe deine Schwester, und ich bin in sie verliebt. Der Teil, der sie liebt, gönnt ihr den Freund. Der Teil, der in sie verliebt ist, will ihn zerfetzen.« 

Er hatte gelacht. »Es würde mir reichen, in Zukunft a’bissl auf sie aufzupassen, hab ich gesagt. Und weißt du was?« Toni hatte mich angesehen. »Es reicht mir wirklich. Klar, ich möchte auch mehr, aber so, wie's jetzt ist, ist‘s auch in Ordnung.« 

(Ich: »Dieses ständige Alleinsein bringt mich um.« Alva: »Ja, aber das Gegengift zu Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Leuten. Das Gegengift zu Einsamkeit ist Geborgenheit.« Ich, einem Kellner winkend: »Darauf stoßen wir an!«),

Martys Schattenarmee bestand aus sämtlichen Ausländern im Internat, dazu jeder Art von Nerds und Klugscheißern sowie seinem langjährigen Zimmernachbarn Toni Brenner, dem einzigen Österreicher der Schule, der wegen seines stark wienerischen Akzents im Koordinatensystem des Internats an den Rand verbannt worden war. 

Alva nickte und sah mir lange in die Augen, ungewöhnlich lange, und ich werde nie vergessen, wie wir dabei einen Blick in die Welt des anderen werfen konnten. Für einen kurzen Moment sah ich den Schmerz, der sich hinter ihren Worten und Gesten verbarg, uns sie erahnte im Gegenzug, was ich tief in mir bewahrte. Doch wir gingen nicht weiter. Wir blieben jeweils an der Schwelle des anderen stehen und stellten einander keine Fragen. 

Fatima

und so kam es mir vor, als sei ich eben erst meine Runden um den Sportplatz gelaufen, während Alva lesend auf dem Rasen lag. Manchmal hatte ich mich damals neben sie gelegt und versucht, ihr die Seiten umzupusten. Das hatte ihr stets ein Lächeln entlockt, doch an einem Nachmittag hatte Alva unwirsch reagiert. Sie hielt ihr Buch mit beiden Händen umklammert, offenbar starb gerade eine geliebte Figur zwischen ihren Fingern. Und erst da hatte ich bemerkt, dass sie weinte. Ich hatte sie nicht stören wollen und konnte doch nichts daran ändern, dass ich diesen intimen Moment mit ihr teilte. Ich hatte auf ihr gerötetes Gesicht geblickt, und mir war bewusst geworden, wie sehr Alva Literatur liebte, so viel mehr als alle anderen Menschen, die ich kannte. Und die Tatsache, dass sie neben mir saß und von einer Geschichte so berührt worden war, berührte auch mich. Ich hätte sie am liebsten in den Arm genommen und beschützt, am liebsten vor sich selbst und vor all diesen Dingen, die sie mir nie erzählte.

Dann dem sammelte sie sich und wandte sich mir zu. »Er weiß übrigens, dass du auch schreibst.« »Aber ich schreibe doch gar nicht, Alva, wie oft denn noch. Das ist alles Jahre her.« - »Vielleicht schreibst du nicht auf Papier, doch in deinem Kopf tust du es« 

Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind, dachte ich. Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.

Elias Seidenberg

you can’t be wise and in love at the same time.

das leben ist kein nullsummenspiel. es schuldet einem nichts, und die dinge passieren, wie sie passieren. manchmal gerecht, so dass alles einen sinn ergibt, manchmal so ungerecht, dass man an allem zweifelt. ich zog dem schicksal die maske vom gesicht und fand darunter nur den zufall.

doch es waren ohnehin nicht die geschichten, die wichtig waren, es war der blick in mein innerstes. es gab dinge, die ich nicht sagen, sondern nur schreiben konnte. denn wenn ich redete, dann dachte ich, und wenn ich schrieb, dann fühlte ich.

ich schätze, ich liebe deine schwester, und ich bin in sie verliebt. der teil, der sie liebt, gönnt ihr den freund. der teil, der in sie verliebt ist, will ihn zerfetzen.

eine schwierige kindheit ist wie ein unsichtbarer feind, dachte ich. man weiß nie, wann er zuschlagen wird.

alva nickte und sah mir lange in die augen, ungewöhnlich lange, und ich werde nie vergessen, wie wir dabei einen blick in die innere welt des anderen werfen konnten. für einen kurzen moment sah ich den schmerz, der dich hinter ihren worten und gesten verbarg, und sie erahnte im gegenzug, was ich tief in mir bewahrte. doch wir gingen nicht weiter. wir blieben jeweils an der schwelle des anderen stehen und stellten einander keine fragen.

die letzten 50 seiten heben diese wunderschöne & zugleich tieftraurige geschichte für mich von 4 auf 5 sterne. die schilderungen von krankheit/tod & trauer in der familie waren äußerst treffend & wahrheitsgetreu. 

Kalle

Josua Backmann

Benedict Wells schafft es auf wundersame Weise einen verlorenen Menschen zu erzählen, der immerzu seinem früh verstorbenen Vater hinterherhinkt und so keinen Platz in seiner eigenen Welt findet. Bis er schließlich so weit gewachsen ist, dass er das erste Mal auf sein Leben zurückblicken und es als sein eigenes anerkennen kann. Wer diese Erzählung liebevoll mitverfolgt, den trifft die Abschließende Erkenntnis mitten ins Herz: "Ich bin bereit."

Matteo Mertz

zutiefst emotionales buch über den umgang mit verlust und schmerz. es lehrt einen viel über wichtige dinge und prozesse im leben und ist sehr gut geschrieben

Ein Buch über Verlust, Ängste und Liebe. Die Geschichte von Jules fesselt ab der ersten Seite. Ich war sehr häufig emotional gerührt. Ein moderner Klassiker. 

Maximilian Titze

Ein Buch über Verlust und Trauer und wie es einen Menschen prägt und verändert. über Alleinsein, leere, Suche nach Antworten auf komplizierte Fragen. Die Vergangenheit bleibt immer ein Teil von uns.

Schreibstil packt einen von der ersten Seite.

Ein Buch über Verlust und Trauer und wie es einen Menschen prägt und verändert. über Alleinsein, leere, Suche nach Antworten auf komplizierte Fragen. Die Vergangenheit bleibt immer ein Teil von uns.

Schreibstil packt einen von der ersten Seite.

My first book by Benedict Wells and I am very glad I read it. I was very touched by his emotional and authentic writing. I am looking forward to his other books.

Robin

fave german classic right now. so tragic but so beautiful

Karo

Celine

Die Handlung war sehr vorhersehbar, aber die Aussagekräftigkeit umso weniger. So ist das Buch auf seine eigene Art und Weise fesselnd. 

Flavia Louise

I got this as a birthday gift from my grandma this year and to be honest seeing the cover did not make me very enthusiastic. Right now I am trying to read through books on my physical TBR and since I am busy I looked sof corresponding audiobooks in my library's digital collection and found this.
And this book was actually very different from what I thought it might be. And it was actually pretty well written. For personal reasons I could not enjoy it as much as I wanted in the end but still a very solid story.
Major trigger warnings for loss and grief.

Vom Ende der Einsamkeit Roman

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