Deutschlands »Drang nach Südosten« Der Mitteleuropäische Wirtschaftstag und der »Ergänzungsraum Südosteuropa« 1931–1945
Im Jahr 1931 übernahm die Schwerindustrie an Rhein und Ruhr die Berliner »Deutsche Gruppe« des in Wien ansässigen »Mitteleuropäischen Wirtschaftstags« (MWT). Der Präsident des Vereins, Tilo von Wilmowsky, war als Protagonist einer technisierten und betriebswirtschaftlich geprägten Landwirtschaft und als Schwager von Gustav Krupp bestens geeignet, um ein Bündnis von »Rittergut und Hochofen« zu schmieden und - später zusammen mit dem IG-Farben-Direktor Max Ilgner und Ulrich von Hassell - Auswege aus der deutschen Export- und Agrarkrise zu finden.In Distanz zur Rassenpolitik des Nationalsozialismus und teils in Konkurrenz zu dessen Außenwirtschaftspolitik wirkte der MWT 1931–1945 am Aufbau eines von Deutschland geführten Großwirtschaftsraums mit. Er versuchte, die Stellung des »freien Unternehmertums« im Rahmen eines »geordneten Kapitalismus« zu bewahren und mit Agrarprojekten die Lebensverhältnisse in Südosteuropa zu verbessern, um auf lange Sicht einen ergiebigen Absatzmarkt zu schaffen.