Schriftstellerische Inszenierungspraktiken, Typologie und Geschichte
Wer literarische Texte schreibt, will auch wahrgenommen werden. Aufmerksamkeit erlangen Autoren jedoch nicht allein durch ihre Texte, sondern auch (heute vielleicht mehr denn je) durch pragnante Selbstdarstellungen. Der Inszenierungsdruck auf Autoren wachst seit der Etablierung des literarischen Marktes im 18. Jahrhundert, und die Medienevolution sowie der Boom massenkultureller Unterhaltungsangebote seit der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts erweitern die Formensprache und den Hallraum der Inszenierungspraktiken. Seitdem scheint das Stilisierungsrepertoire zwar grundsatzlich durchgespielt, in vielfaltigen Variationen ist es aber bis heute konstitutiv fur die Struktur und das Funktionieren literarischer Offentlichkeit. Fur solche Inszenierungsstrategien entwickelt der Band ein Analyseinstrumentarium, und er fuhrt von der Fruhen Neuzeit bis in die Gegenwart, von Martin Luthers reformatorischen Resonanzstrategien bis zu Rainald Goetz' Internet-Blogs, durch die Geschichte schriftstellerischer Inszenierungspraktiken.