Emilia Roig

Der bisher persönlichste Text der radikal-ehrlichen Bestseller-Autorin und Denkerin Emilia Roig. Ein hoffnungsvolles Plädoyer für zeitgemäße Formen der Liebe und Fürsorge Emilia Roig steht für radikale Veränderung. Ob sie das Ende rassistischer Unterdrückung...

Lieben

Mara D Alo Fonseca

Manchmal erinnert sie mich an einen Fisch, der sich einem im flachen Gewässer zielstrebig und geschickt nähert, um freundschaftlich an einem zu nibbeln, bis man versucht, nach ihm zu greifen - dann gleitet sie einem zwischen den Händen hindurch.

Die monogame Paarbeziehung ist die Allianz, die zwei Menschen eingehen müssen, um gegen die harte Welt zu bestehen. Eine Art »Egoismus zu zweit«, wie es der Autor Gary Zukav in Die Spur zur Seele beschreibt.

Die romantische Liebe hat ein wankelmütiges Wesen. Sie erhebt uns in die höchsten Höhen und stürzt uns in die tiefsten Tiefen, sie befreit und sperrt uns ein, wir sehnen uns nach ihr, und wenn wir sie finden, sind wir oft so überwältigt, dass wir Reißaus nehmen. Jahrelang habe ich zwischen zwei Polen gelebt und tat mich schwer, ein Mittelmaß zu treffen. Es schien mir, als müsste ich nur herausfinden, was für mich schlimmer war, die Einsamkeit und Stille außerhalb der Paarbeziehung oder die Enge innerhalb von ihr. Meistens machte mir die Stille mehr Angst, weil sie Schmerz und Wunden freilegt, die in der Zweisamkeit begraben bleiben können. Doch mit der Zeit gelang es mir, mich einzupendeln und zu erkennen, dass die Flucht vor der Einsamkeit eine Flucht vor mir selbst war.

Die romantische Liebe hat ein wankelmütiges Wesen. Sie erhebt uns in die höchsten Höhen und stürzt uns in die tiefsten Tiefen, sie befreit und sperrt uns ein, wir sehnen uns nach ihr, und wenn wir sie finden, sind wir oft so überwältigt, dass wir Reißaus nehmen. 

Bedingungslose Liebe bedeutet nicht bedingungslose Akzeptanz aller Verhaltensweisen. Beziehungen sind konditional, Liebe nicht. Manchmal muss man Menschen aus der Ferne lieben.

Liebe setzt nicht voraus, eine Beziehung mit den Menschen zu führen, die man liebt.

Als Kind hatte ich, wie alle Kinder, das dringende Bedürfnis, von meiner Familie akzeptiert, aufgenommen und behalten zu werden. Mich an ihre Spielregeln anzupassen war die ersten zwei Jahrzehnte meines Lebens eine Überlebensstrategie, insbesondere während des sexuellen Missbrauchs. Aber je älter und selbstsicherer ich wurde, desto weniger spürte ich das Bedürfnis, mich anzupassen. Mein Platz in unserer Familienkonstellation wurde immer enger. Ich musste dort raus. Der anschließende Emanzipationsprozess war sehr schmerzhaft, dabei von Befreiung zu sprechen banalisiert und glorifiziert ihn. Ich fühlte mich isoliert, einsam und verloren, als würde ich aus einem naiven Traum erwachen.

Ich bin einfach immer wieder begeistert wie auf den Punkt und zugänglich Emilia schreibt. Liebe als akt der Rebellion, als sanfte Praxis, als Perspektivwechsel. Das Buch scheint so kurz und birgt doch so viele tolle Gedanken! 

Lieben

Reviews

Highlights