Empire of Liberty Die Vereinigten Staaten von der Reconstruction zum Spanisch-Amerikanischen Krieg
Wie erklärt man den Aufstieg der USA von einer britischen Kolonie zur globalen Hegemonialmacht in einem Zeitraum von knapp 140 Jahren von der Revolution bis zum Ersten Weltkrieg? Welche Bedeutung hat dabei die nach dem Bürgerkrieg einsetzende forcierte „Nationsbildung“, die im Kontext der Besiedelung des Westens, der Etablierung eines kapitalistischen Systems à l’Américaine, der Ausbildung eines sich von Europa deutlich unterscheidenden Systems der Regulierung von Arbeit und Kapital, der nicht Durchsetzbarkeit sozialistischer Ideen und der Politik des „small government“ und „laissez-faire“ stattfand? Kurz: Welche Bedeutung hatte die spezifisch amerikanische Entwicklung mit ihrem Fokus auf den innenpolitischen und innergesellschaftlichen Problemkontext für die Entstehung bzw. Entwicklung der diskursiven Formation des „Empire for Liberty“, das sich spätestens mit dem Spanisch-Amerikanischen Krieg in eine außenpolitische Maxime übersetzte und handlungsleitend für die offensive amerikanische Hegemonialpolitik nach dem Weltkrieg wurde, ja das Empire zu einem „Way of Life“ machte? Obwohl der Erste Weltkrieg gemeinhin als Beginn einer amerikanischen Dominanz in der Weltpolitik gesehen wird, argumentiert M. Michaela Hampf, dass der Aufstieg der Vereinigten Staaten zu einer imperialen Macht bereits nach 1865 erfolgte. Methodisch geht die Untersuchung insofern neue Wege als zur Erklärung des „amerikanischen Sonderwegs“ die sozialwissenschaftliche Theorie der Pfadabhängigkeit herangezogen wird. Erklärt werden soll nicht die expansive amerikanische Außenpolitik als konsequente Anwendung amerikanischer Prinzipien, sondern die Pfade, die dazu führten, dass die amerikanische Politik bereit war, einen Weg zu beschreiten, der eine Abkehr von eben jenen Grundsätzen darstellte.