Christian Kracht

Roman

Eurotrash

hessensitive

"Why? You're always telling me stories, too, and I enjoy listening. And now I get too close to you for once, because you suddenly have to see me as a woman, not as some diffuse, ethereal mother-person, and you just shut down."

"No, no way! I am not the repository for your psycho-garbage! Just because you're crazy and you need someone to gleefully project your shitty ideas about epigenetics onto doesn't mean for a second that I'm no longer human, a person with feelings, wishes, and dreams, and yes, also with a sexuality."

Maybe it really didn't matter to him that he was driving around two psychopaths; maybe he really only cared about the money.

And the food in Switzerland, which always tasted so much better than it did elsewhere? It was manufactured by child slaves who added drugs from the Nestle company so that people enjoyed eating it and did as they were told and remained good Swiss. The Swiss would eat all their Soylent Green and go to work and go to sleep and wake up the following day, and absolutely nothing would happen. There was no music and no films and no literature; there was nothing whatsoever in Switzerland expect the Swiss longing for more banal luxury, the desire for sushi and colourful sneakers and Porsche Cayennes and the construction of further gigantic home improvement centres in the sprawling Agglos.

But then I thought that I was actually fortunate to be in Switzerland and not to have to be in Germany, where the blood of murdered Jews still stained the streets and the people were not the least bit shy about anything, although of course it would suit them to be a little more introverted and humble, the Germans.

She was to me the first beautiful woman who wasn't my mother: German, clear, and cold.

里森

»Wußtest Du, daß wir gerade in einem Buch beschrieben werden? Wie bei Cervantes?« fragte sie. »Don Quijote und Sancho Panza.« »Ja. Aber das waren erfundene Figuren. Wir sind echt.« »Wie können wir denn gleichzeitig echt sein und erfunden?« »Streck mal die Hand aus.« »Nein, lieber nicht.« »Nun stell Dich nicht so an. Komm«, sagte sie. Ich hielt ihr die offene Hand hin. Und sie nahm ihre Gabel und pikste mir in die Handfläche. »Aua.« »Siehst Du? Du bist echt.«

Man sei ja an die Prominenz und ihre exaltierten Wünsche zu jeder Tages- und Nachtzeit gewöhnt, aber wirkliche Klasse zeige sich erst dadurch, daß allerbilligster Kochwein zum Essen bestellt werde, anstatt sich wie der Pöbel durch teuren Wein Distinktion erkaufen zu wollen.

»Was ist denn das jetzt?« fragte meine Mutter. »Das sind Grissini«, antwortete der Kellner. »Ich hasse Grissini. Nehmen Sie die sofort weg. Wenn Sie mir noch einmal Grissini bringen, dann fahre ich Ihnen mit meinem Mercedes mitten in Ihren Laden rein.« »Mama. Bitte.« »Jawohl, Madame.«

Junge, hatte sie gesagt, es sei das zweifelhafte und auch lächerliche Privileg der Petite bourgeoisie, sich für Obst und Käse und frischen Blumenkohl zu interessieren, sie lehne das ab, sie würde nur Fertiggerichte essen, alles andere sei spießig, und von ihr aus könne es jeden Tag Schlemmerfilet Bordelaise aus dem Gefrierschrank bei der Migros geben bis ans Ende ihrer Tage.

Und manchmal hatte ich mich gefragt, ob nicht meine gesamte Familie und auch das gesamte Umfeld meiner Familie sich von der Erniedrigung anderer nährte, von einem Elitebewußtsein, das in Wirklichkeit das Gebaren einer Mittelschicht war, die in die Oberschicht hinaufwollte und gleichzeitig vor nichts mehr Angst hatte als vor ihrer eigenen proletarischen Herkunft.

»Schlafen Sie gut, Mutter und Sohn. Denn der Schlaf ist eine Rose, wie der Russe sagt.« »Et rose elle a vécu ce que vivent les roses, l’espace d’un matin«, antwortete sie, und boom, da war er, ihr zweitliebster Satz, er war von de Malherbe, und es paßte schon wieder ganz und gar ausgezeichnet. Meine Mutter hatte es wirklich mit ihren Franzosen. »Und Ihr Gulasch schmeckt übrigens wie aus der Dose«, rief sie ihm noch hinterher. Ich erkannte meine Mutter gar nicht wieder. Ganz offensichtlich tat ihr das Reisen gut, dachte ich. Vielleicht sollten wir ja wirklich zusammen nach Afrika fahren.

Oft, wenn alte Menschen, die den Anschluß verloren haben, Eleganz suggerieren wollen, greifen sie auf Bulgari zurück.

Na jedenfalls, und jetzt komme ich drauf, waren die Figur oder dessen Monologe, denn Dialoge kamen in dem Buch ja gar nicht vor, so glaubhaft, daß die Leser von Faserland dachten, das sei tatsächlich ich, der da so schrieb.

»Mama.« Die Betonung lag auf der zweiten Silbe, Ma. »Gut siehst Du aus.« »Nur wer vor 1789 gelebt hat, weiß, wie angenehm das Leben sein kann«, antwortete sie. Dies war ihr Lieblingssatz, sie hatte ihn irgendwann bei Talleyrand gelesen und fand ihn komisch und zu jeder Zeit anwendbar, und das war er wirklich. »Hast Du denn geschlafen wenigstens?« »Das meinst Du doch nicht im Ernst. Ich habe seit Deiner Kindheit nicht mehr geschlafen. Ich schlafe um elf Uhr ein, mit Tabletten, und wache um halb drei Uhr morgens auf, das weißt Du doch, mein Junge.«

Entertaining and skilfully written. Occasionally painful.

Judith 

Axel Bard Bringeus

»I’ll see you in twenty-five years.« Laura Palmer. »Also, ich musste wieder auf ein paar Tage nach Zürich. Es war ganz schrecklich. Aus Nervosität darüber hatte ich mich das gesamte verlängerte Wochenende über so unwohl gefühlt, dass ich unter starker Verstopfung litt. Dazu muss ich sagen, dass ich vor einem Vierteljahrhundert eine Geschichte geschrieben hatte, die ich aus irgendeinem Grund, der mir nun nicht mehr einfällt, ›Faserland‹ genannt hatte. Es endet in Zürich, sozusagen auf dem Zürichsee, relativ traumatisch.« Christian Krachts lange erwarteter neuer Roman beginnt mit einer Erinnerung: vor 25 Jahren irrte in »Faserland« ein namenloser Ich-Erzähler (war es Christian Kracht?) durch ein von allen Geistern verlassenes Deutschland, von Sylt bis über die Schweizer Grenze nach Zürich. In »Eurotrash« geht derselbe Erzähler erneut auf eine Reise – diesmal nicht nur ins Innere des eigenen Ichs, sondern in die Abgründe der eigenen Familie, deren Geschichte sich auf tragische, komische und bisweilen spektakuläre Weise immer wieder mit der Geschichte dieses Landes kreuzt. »Eurotrash« ist ein berührendes Meisterwerk von existentieller Wucht und sarkastischem Humor.

Laura

Konstantin Q

Peter Unruh

Anvar Cukoski 

Det begynner med et minne; For 25 år siden, i romanen Faserland, virret en navnløs jeg-forteller rundt i et åndsforlatt Tyskland, for å ende over grensen til Sveits i Zürich. Nå følger vi den samme fortelleren på en ny reise, i Sveits, inn i fortellerens egen familie. Det er en tragisk, komisk og høyst spektakulær fortelling om en familie som krysser sporene til de største begivenhetene i alpelandets egen historie. Sveitsiske Christian Kracht er en av de aller fremste og særegne nålevende tyskspråklige forfatterne.

Eurotrash Roman

Reviews

Highlights