Zur Theorie der Religion / Sociological Theories of Religion Religion und Sprache / Religion and Language
Askese und Mystizismus Sakramentalismus und Prophetismus als Idealtypen des Glaubens Die Religionssoziologie leidet bis in die Gegenwart hauptsächlich unter zwei Beengungen: der kulturell bedingten Gleichsetzung von Religion mit Monotheis mus einerseits und der Durkheimschen Reduktion der Religion auf die Gesell schaft andererseits. Eingeleitet durch die Identitätsphilosophie Schellings und Hegels mit einem ersten Höhepunkt in Schleiermacher und Fichte, hat erst die Gegenwart, insbesondere im Werk Tillichs, eine Oberwindung des theistischen Standpunktes gebracht. Wie schon von Schopenhauer vermerkt, müssen sich Reli gion (Glaube) und Theismus durchaus nicht decken; vielmehr kann Religiosität durchaus Atheismus mit umfassen. Zugleich hat uns in jüngster Gegenwart das Werk Glocks und Starks darauf auf merksam gemacht, daß der synthetisch-deskriptive Begriff der Religion analy tisch in ganz unterschiedliche Dimensionen zerfällt, deren interessanteste die der Glaubenserfahrung als der eigentliche Kern der Religion ist. Mit beiden Errun genschaften: der Ausweitung des Religionsbegriffs über den Theismus hinaus, und der Verschärfung des Religionsbegriffs durch seine Einengung auf Glauben, ist ein neuer Ausgangspunkt für die Religionssoziologie gesetzt. Wie immer in teressant die moralischen, ideologischen, rituellen und dogmatischen l'mplikatio nen sein mögen: der Kern der Religionssoziologie gilt dem wechselseitigen Ver hältnis von Gesellschaft und Glauben.