Strafvollzug in Polen - Historische, rechtliche, rechtstatsächliche, menschenrechtliche und international vergleichende Aspekte
Einer der Schwerpunkte der Forschung am Greifswalder Lehrstuhl für Kriminologie ist seit dessen Aufbau Anfang der 1990er Jahre auf den internationalen Vergleich des Strafvollzugs ausgerichtet. Dabei spielen immer wieder menschenrechtliche Fragen und die Bestandsaufnahme der realen Lebensbedingungen eine besondere Rolle. Die vorliegende Arbeit steht in der Tradition dieses strafvollzugsrechtlichen For-schungsprogramms und widmet sich der Entwicklung des Heimatlands der Autorin, Polen. Bereits in der Einleitung deutet die Verfasserin die besonderen Problemlagen des polnischen Strafrechts- und Strafvollzugssystems an. In der Tradition der Länder des ehemaligen Ostblocks wurde und wird von der Freiheitsstrafe sehr viel häufiger Gebrauch gemacht als beispielsweise in Deutschland. Dementsprechend war die Gefangenenrate 2013 mit 223 pro 100.000 der Wohnbevölkerung dreifach erhöht (Deutschland: 80). Mit der Integration in die gesamteuropäische Wertegemeinschaft durch Beitritt zum Europarat und 2004 die Aufnahme in die Europäische Union ha-ben Menschenrechtsfragen in Polen eine besondere Bedeutung gewonnen. Ein zentrales Anliegen der Publikation ist es, die Rezeption europäischer Menschenrechtsstandards durch die polnische straf- und strafvollzugsrechtliche Literatur, die Rechtsprechung und schließlich die Vollzugspraxis aufzuzeigen.