Eine Soldatenheimschwester an der Ostfront Briefwechsel von Annette Schücking mit ihrer Familie (1941-1943)
Feldpostbriefe bieten aufschlussreiche Einblicke in den Alltag des Krieges und das subjektive Erleben. Bislang allerdings wurde der zentrale Wert dieser Quelle vor allem darin gesehen, ein besseres Verständnis von Erfahrungen und Mentalitäten auch der "einfachen Soldaten" zu gewinnen. Kaum berücksichtigt wurde die Feldpost der zahlreichen weiblichen Helfer der Wehrmacht oder des Deutschen Roten Kreuzes, die ebenfalls durch ihren Frontdienst unmittelbar am Krieg beteiligt waren. Die Edition der Briefe und Tagebücher von Annette Schücking (geb. 1920), die von 1941 bis 1943 als DRK-Schwesternhelferin in Soldatenheimen in der Ukraine und im Kaukasus tätig war, sowie der brieflichen Korrespondenz ihrer Familie, die in Westfalen den Kriegsalltag an der "Heimatfront" erlebte, kann zur Schließung dieser Forschungslücke beitragen. Der besondere Wert der Briefe und Tagebücher liegt darin, dass Annette Schücking nicht nur über den Alltag in den Soldatenheimen des Zweiten Weltkriegs berichtet, sondern auch ihre eigenen Erfahrungen im und mit dem Krieg offen und kritisch reflektiert. Mit dieser Edition wird eine historische Quelle zugänglich gemacht, die die Gespräche und das Denken der Deutschen an der Ostfront aus der Perspektive einer jungen Frau des westfälischen Bürgertums schildert und kommentiert.