Schamanismus und Esoterik Kultur- und wissenschaftsgeschichtliche Betrachtungen
Schamanische Techniken und Weltbilder haben in den letzten dreissig Jahren eine zunehmende Aufmerksamkeit in westlichen Gesellschaften erfahren und zur Bildung eines religiosen Feldes gefuhrt, das haufig als Neo-Schamanismus bezeichnet wird. Das vorliegende Buch analysiert dieses Feld in seinem kulturgeschichtlichen Kontext und zeigt auf, dass der moderne Schamanismus, der eine Popularisierung akademischer Wissensbestande darstellt, keineswegs als ein ganzlich neues Phanomen zu interpretieren ist. Vielmehr ist er Teil einer Faszinationsgeschichte des Schamanismus, die sich bis ins siebzehnte Jahrhundert zuruck verfolgen lasst. Nach einer Beschreibung der ambivalenten Haltung europaischer Beobachter zum Schamanen als einem religiosen Spezialisten - wobei der Schwerpunkt auf Aufklarung und Romantik liegt -, werden die zentralen Begriffe des gegenwartigen euro-amerikanischen Schamanismus-Diskurses, namlich Natur- und Seelenkonzepte, in ihrer Verbindung mit esoterischen und naturphilosophischen Traditionen der westlichen Neuzeit interpretiert. Die Verschrankung von Esoterik und Aufklarung, von Irrationalismus und Rationalismus, erweist sich dabei als ein Strukturelement der euro-amerikanischen Geistesgeschichte.