Das Leben ist zu kurz für Beinschlagtraining 10 Ironman mit MS: Stolpern, Fallen, Aufstehen
3 Ironman mit MS in 7 Wochen, unmöglich? Matthias Müller beschreibt launig, spannend, ungeschönt, mal nachdenklich, aber oft auch mit Humor wie man trotz Einschränkungen durch die Kraft der Träume immer wieder unbezahlbare Augenblicke genießen darf. Eine Geschichte von Demut und Euphorie. Limmer 02.06.19 Ich liege auf dem Boden, bin völlig fertig. 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 7 km Laufen habe ich bereits absolviert. Jetzt streikt mein Kreislauf mal wieder. Viele Athleten mussten bei den arg heißen Temperaturen bereits aufgeben. Gestern war noch gefühlter Winter, heute glüht die Sonne. Der Körper bekam einfach zu wenig Zeit, sich an den Wetterumschwung zu gewöhnen. Vor einem Jahr reifte in mir die vollkommen verrückte Idee, 3 Triathlon-Langdistanzen in 7 Wochen finishen zu wollen, jeweils die Strecke eines IRONMAN. Nun sieht es so aus, als ob ich gleich beim ersten Versuch scheitere. Ich müsste noch 35 Kilometer laufen, das wären bei meinem bescheidenen Zustand endlos lange Stunden. Vielleicht kippe ich nach dem Aufstehen aber auch gleich wieder um? Soll ich besser liegenbleiben? Am Boden ist die Fallhöhe gering. Für nahezu jeden normalen Menschen ist allein ein einziges Finish einer Langdistanz gigantisch. Ich bin über 50 Jahre alt, weder beweglich noch beim Schwimmen, Radeln oder Laufen besonders talentiert. Auch für mich war es in der Vergangenheit völlig unvorstellbar, diese Herausforderungen zu bewältigen. Dass die Kraft der Träume, gewürzt mit einer gewissen Dickköpfigkeit und langem Atem überraschend erfolgversprechend sein kann, durfte ich allerdings früher schon erleben. Mittlerweile habe ich eine zusätzliche Herausforderung, ich habe Multiple Sklerose, kurz MS. Sie ist gnadenlos, setzt mir Grenzen, schickt immer wieder negative Gedanken an Gehstock, Rollstuhl, Hilfslosigkeit, lässt mich stolpern, zweifeln. Keiner kann ihren Verlauf vorhersagen, der nächste Schub kann jederzeit kommen, sie ist unheilbar. Doch gerade so verhilft sie mir auch zu ungeahnter Stärke. Ich lebe intensiv für jeden einzelnen Augenblick, für unbezahlbare Erlebnisse, die mir keiner mehr nehmen kann. Diese Zeit könnte schneller vorbei sein als man möchte. Klar ist: Jedes Fallen schmerzt. Liegenbleiben wäre verlockend, aber nur mit Aufstehen darf ich auf die faszinierende Wandlung von Zweifel und Sehnsucht in Zuversicht und Stärke hoffen. Ich erinnere mich an meine mächtigste Hilfe im Leben mit der MS und wage...