Kontroversen in der Literaturtheorie/Literaturtheorie in der Kontroverse
Literaturtheoretische Überlegungen sind immer wieder Auslöser von polemisch ausgetragenen Kontroversen gewesen. Fragen nach der spezifischen Qualität literarischer Texte, nach der Geltung von Bedeutungszuweisungen oder nach Kriterien für überzeugende Interpretationen führten ebenso zu scharfen Auseinandersetzungen wie die Konzeptualisierung literaturgeschichtlicher Verlaufsformen und ihre Verknüpfung mit inner- und außerliterarischen Kontexten. Systematische Überlegungen und historische Fallstudien verknüpfend, werden im vorliegenden Band zentrale literaturtheoretische Debatten vorgestellt, Voraussetzungen wie Verlaufsformen von Dissensbildungen analysiert und so die Potentiale einer konflikthistorisch ausgerichteten Wissenschaftsforschung erprobt. Ausgangspunkt der rekonstruktiven Einsätze sind Fragen nach den kognitiven Leistungen und sozialen Funktionen von konfrontativ ausgetragenen Auseinandersetzungen bei der Erzeugung und Verbreitung von Wissensansprüchen. Um über diese Sachverhalte Aufschluss zu erlangen, rekonstruieren die Beiträge die epistemischen und institutionellen Konstellationen exemplarischer Kontroversen. Sie beschreiben Verfahren der Artikulation von Konsens und Dissens und analysieren die argumentative Struktur polemischer Auseinandersetzungen. Schließlich markieren sie den 'Ausgang' der Debatten und erläutern ihre Bedeutung für die Entwicklung der relevanten literaturtheoretischen Forschungsfelder. Ergebnis sind detaillierte Einsichten in die Leistungen und Funktionen der Kontroverse als epistemisches Genre, das auch in der Literaturtheorie die Grundstrukturen adversativer Wissenskommunikation prägt.