Wunder und Wirklichkeit in den Briefen des Apostels Paulus ein Beitrag zu einem Wunderverständnis jenseits von Entmythologisierung und Rehistorisierung
English summary: In a new methodical approach, Stefan Alkier focuses on the relationship between miracles and reality. He begins by developing a semiotic text concept and then rewords the question of miracles: What do concepts of reality look like in those worlds in which reports of miracles are allowed to unfold their credibility? What function do the reports of miracles have for the creation of these worlds? Using these questions as a backdrop, Stefan Alkier examines the Pauline Epistles. In doing so, he attains a new understanding of miracles which leads the reader away from the dilemma of the oppositional 'fact versus fiction' or 'rehistorization versus demythologization'. German description: Wie kam es im Zuge der Aufklarung in der Wunderfrage zu dem Gegensatz zwischen Faktum und Fiktion? In welcher Weise wurde durch die Etablierung der Formgeschichte die Wunderfrage unsachgemass auf narrative Texte beschrankt?Stefan Alkier stellt in einem methodischen Neuansatz die Frage nach dem Verhaltnis von Wunder und Wirklichkeit. Als Grundlage dient hierbei der Zeichenbegriff Charles Sanders Peirce'. Zunachst entwickelt er einen semiotischen Textbegriff und kombiniert diesen mit den Konzepten von Intertextualitat, Enzyklopadie, Diskursuniversum, Rezeptionsasthetik und dem Konzept des kulturellen Gedachtnisses. Anschliessend formuliert er die Wunderfrage neu: Wie sehen die Wirklichkeitskonzepte der Welt(en) aus, in denen Aussagen uber Wunder ihre Glaubhaftigkeit entfalten konnen? Welche Funktion haben Aussagen uber Wunder fur die Konstruktion dieser Welt(en)? Vor diesem Hintergrund untersucht Stefan Alkier die Paulusbriefe. Dabei beschrankt er sich nicht auf die wenigen Stellen der Paulusbriefe, in denen die Begrifflichkeit des Wunderbaren Verwendung findet, sondern fragt nach dem Wunderdiskurs im Rahmen des jeweiligen gesamten Briefes. Auf diese Weise gelangt er zu einem neuen Wunderverstandnis, das aus dem Dilemma der Oppositionen 'fact versus fiction', bzw. 'Rehistorisierung versus Entmythologisierung' herausfuhrt. Gleichzeitig zeigt er, dass die Theologie der paulinischen Briefe als eine Theologie des Wunders gegengelesen werden kann. Im Mittelpunkt dieser Theologie steht die Jesus-Christus-Geschichte (Reinmuth), die Stefan Alkier als die grund-legende Wundergeschichte der paulinischen Theologie erschliesst.