Gottesdienst als Textinszenierung Perspektiven einer performativen Ästhetik des Gottesdienstes
Menschen suchen und erfahren im Gottesdienst nicht nur Belehrung oder intellektuelle Anregung durch eine kluge Predigt. Sie betreten vielmehr einen Raum, der sich von der Rationalitat des Alltags unterscheidet und sie auf unterschiedlichen Ebenen anzusprechen vermag. Gottesdienste sind keine Schulstunden, sondern Performances, bei denen die korperliche Anwesenheit der Beteiligten sowie das Licht und die Musik von elementarer Bedeutung sind. Die vorliegende Studie geht von dieser so selbstverstandlichen wie zumeist verborgenen Sichtweise auf den Gottesdienst aus. Gottesdienst wird als Inszenierung verstanden, die Bibeltexte so in Szene setzt, dass die in sie eingeschriebenen Glaubenszenen wieder lebendig werden. Menschen geraten so selbst in die Szenen hinein und begegnen Gott. David Pluss, Jahrgang 1964, ist Professor fur Homiletik, Liturgik und Theorie der religiosen Kommunikation am Institut fur Praktische Theologie der Theologischen Fakultat der Universitat Bern.