Die Veränderung der Sonettstruktur von der deutschen Lyrik der Jahrhundertwende bis in die Gegenwart
Oft totgesagt, erlebt das Sonett heute eine Renaissance. Worin liegen die Ursachen hierfür, und welches Formverständnis bewirkt dies? Die tradierten Gattungsdefinitionen («festes Reimgedicht», «dialektische Form») vermögen darauf längst keine Antwort mehr zu geben. Die vorliegende Arbeit unternimmt zum ersten Mal exemplarisch und durchgängig, strukturelle Formbedingungen als 'sonettisch' zu verstehen und theoretisch herzuleiten, um sie später für die Analyse des einzelnen Gedichts nutzbar zu machen. Den Bewegungsabläufen, den lyrischen Syllogismen und der selbstreflexiven Tendenz sonettischer Formkörper wird nach-gedacht, wobei sich oft überraschende Leistungen der Formgattung zeigen. Musterinterpretationen verfolgen schließlich Wandel, Funktion und Möglichkeiten sonettischen Dichtens im 20. Jahrhundert vom Expressionismus über Exil, Nachkriegszeit und die 60er Jahre bis in die unmittelbare Gegenwart der jüngsten Lyrik Karl Krolows.