Die Funktionalisierung von Raumfahrt in Jules Vernes „Von der Erde zum Mond“

Die Funktionalisierung von Raumfahrt in Jules Vernes „Von der Erde zum Mond“

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Passau (Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar "Mediale Konstruktionen von Raumfahrt", Sprache: Deutsch, Abstract: Mit seinen Romanen „Von der Erde bis zum Mond“ und „Reise um den Mond“ gilt Jules Verne seit den 1860ern als Erfinder eines neuen Genres und „Vorläufer aller `Science-Fiction`-Schriftsteller“. Der naturwissenschaftlich-phantastische Roman findet in diesen beiden Texten seinen Ursprung - die Reihe an Schriftstellern und auch Wissenschaftlern, die sich von Vernes Texten und den darin enthaltenen Ideen inspirieren ließen, ist lang. Betrachtet man den Roman „Von der Erde bis zum Mond“, der heute noch als verblüffend genaue, fast visionäre Vorwegnahme des ersten bemannten Mondfluges durch die NASA 1965 gilt, erkennt man jedoch eine Funktionalisierung der Raumfahrt, die mit Science-Fiction oder Phantastik als reiner Unterhaltungsliteratur nur noch peripher zu tun hat. „Raumfahrt, sei sie nun in der jeweiligen Kultur technisch schon durchführbar oder noch nicht, wird in der Regel funktionalisiert, um eigene Kulturtechniken oder kulturelle Vorstellungen zu verbreiten.“ Für diese These ist der vorliegende Text ein Paradebeispiel. Diese Hausarbeit beschäftigt sich also mit der Frage, welche Funktion Raumfahrt im Text erfüllt und wie diese konstruiert und strukturiert wird. Hierzu muss, vereinfacht ausgedrückt, geklärt werden, wer genau warum auf den Mond fliegen möchte, welche Eigenschaften der Text mit diesen Protagonisten verknüpft und welche Rolle Raumfahrt für sie spielt. Dabei sollen einige spezifische Theorien als Grundlage der Untersuchung dienen. Wichtig ist die Untersuchung der (räumlichen) Ordnung der dargestellten Welt (siehe vornehmlich 4.1. und 4.4) sowie natürlich die generelle Theorie der Funktion bzw. Funktionalisierung eines Elementes oder Paradigmas, in diesem Fall der Raumfahrt. Eine Klärung des historischen Kontextes und natürlich des damit zusammenhängenden kulturellen Wissens (wie von Titzmann etabliert) geschieht nach der Annahme, dass Kommunikation und damit Literatur „nicht im luftleeren Raum statt“ findet, eine Eruierung der Historizität des Textes obligatorisch für eine umfassende Interpretation der Funktionalisierungen ist. Es wird schnell evident werden, dass hauptsächlich interkulturelle Zusammenhänge und Stereotypen vor der Folie einer Fahrt zum Mond dargestellt werden, der Text Raumfahrt also funktionalisiert, um bestimmte kulturelle Vorstellungen, die man wiederum nur im historischen Kontext verstehen kann, zu transportieren.
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