Scham und Macht phänomenologische Untersuchungen zur Sozialität eines Gefühls
English summary: When we are ashamed, we are ashamed of something in front of somebody. We can also be made to feel ashamed by others and can make others feel ashamed. We can be ashamed for others and be ashamed of ourselves. In her phenomenological studies, Hilge Landweer establishes the relationship between such everyday experiences and the social character of shame. Under what circumstances does shame originate and how does it change? Can shame be understood as a sanction? How closely are shame and power connected? Hilge Landweer shows that the recognition of norms of action can be described as a process of power and that it is expressed by shame. German description: Wenn wir uns schamen, so schamen wir uns fur etwas vor jemandem. Wir konnen von anderen beschamt werden und unsererseits andere beschamen. Wir konnen uns fur andere und vor uns selbst schamen. An solche Alltagserfahrungen knupft Hilge Landweer in ihren phanomenologischen Untersuchungen der Sozialitat von Scham an. Unter welchen Bedingungen kann Scham entstehen und verandert werden? Kann Scham als Sanktion aufgefasst werden? Wie eng sind Scham und Macht verbunden? Hilge Landweer zeigt, dass die Anerkennung von Handlungsnormen als Machtprozess beschrieben werden kann. Normen werden uber Scham leiblich im Individuum verankert und dadurch bestatigt. Die Hauptwirkung der Machtprozesse besteht dabei weniger in akuter Scham als in der Schamvermeidung. In genauen Beschreibungen und Strukturanalysen der Scham untersucht Hilge Landweer Grenzen der Veranderbarkeit dieses Gefuhls. Dabei verbindet sie unterschiedliche Diskussionsfelder der Philosophie, auf denen Gefuhle thematisiert werden: die Phanomenologie der Gefuhle, die analytische Debatte um die Rationalitat der Gefuhle und die moralphilosophische Diskussion um deren normenfundierende Rolle. Mit ihrem erweiterten phanomenologischen Instrumentarium greift sie klarend in die interdisziplinare Diskussionen von Ethnologie, Soziologie und Psychoanalyse der Scham ein.