Vom Sinn des Reisens chinesische Reiseschriften vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert
Das Reisen gehort zu den wichtigsten kulturstiftenden und kulturerneuernden menschlichen Aktivitaten. Weniger offensichtlich ist die Tatsache, dass das Reisen auch eine kulturell geformte und nach kulturspezifischen Mustern gedeutete Aktivitat ist. Diesem Aspekt widmet sich das Buch, indem es den literarischen Ausdeutungen des Reisens im chinesischen Reisebericht der Ming- und Qing-Zeit nachgeht. Ein einleitender Teil erlautert die geistesgeschichtlichen und sozialen Koordinaten, innerhalb derer chinesische Reiseliteratur dieser Zeit zu verstehen ist. Im zweiten Teil wird anhand ausgewahlter Autoren eine Geschichte der chinesischen Reiseliteratur vom 16. bis zum 19. Jahrhundert skizziert; besondere Betonung liegt hierbei auf der Eigendynamik der Reisebegeisterung der schreibenden Elite wahrend der ausgehenden MingZeit und auf dem Bruch, den die Ablosung der chinesischen Ming durch die "barbarische" QingDynastie fur diese Bewegung bedeutete. Der dritte Teil schliesslich lost sich weitgehend von der historischen Betrachtungsweise, um in der Zusammenschau der literarischen Verfahrensweisen einer Vielzahl von Texten eine Poetik des chinesischen Reiseessays (youji) zu entwerfen.