Essayistische Formen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit Michel de Montaigne und seine englischen Leser des 17. Jahrhunderts
Michel de Montaigne hat mit seinen Essais eine Form des Schreibens erfunden, die früh auch in England Fuß fasst. Entscheidend für die innovative Form ist eine Neubestimmung des Verhältnisses zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Die Relevanz der Kategorien Öffentlichkeit und Privatheit ist in der Forschung zu Montaigne und zur Geschichte des Essays bislang unterbelichtet geblieben. Die Arbeit erschließt ihre Semantik bei Montaigne und arbeitet sie als zentrales Element der Formgebung der Essais heraus. Wie an John Florios früher Montaigne-Übersetzung gezeigt wird, etabliert sich die neue Form schnell in England. Ihrer Funktion wird anhand einer vergleichenden Analyse der moralphilosophischen und politischen Reflexion bei Montaigne und seinen Lesern Francis Bacon und William Cornwallis nachgegangen. Michel de Montaigne is credited with the invention of the genre of the essay. The novelty of Montaigne's Essais is closely linked to his perception of the relation between the public and the private spheres. The present study offers an analysis of the semantics of publicness and privateness at work in shaping the new literary form of the essay in the writings of Montaigne and his English readers, John Florio, Francis Bacon and William Cornwallis.