Der Askesediskurs in der Religionsgeschichte eine vergleichende Untersuchung brahmanischer und frühchristlicher Texte
Askese als eine Lebensform postulierter religioser Radikalitat ist ein faszinierender Gegenstand religionswissenschaftlicher Forschung. Diese Studie untersucht und vergleicht Aussagen uber das richtige asketische Leben im brahmanischen Hinduismus und im fruhen Christentum. Als Quellen dienen zwei Textsammlungen: die Samnya-sa-Upanisads, autoritative brahmanische Texte zur Entsagung, und die Apophthegmata Patrum, Spruche und Weisungen der agyptischen Wustenvater des vierten und funften Jahrhunderts. Die Untersuchung zeigt, dass selbst diese eng definierten Kontexte jeweils Diskurse mit kontroversen und manchmal gegensatzlichen Auffassungen uber die richtige Form, die angemessene Intensitat und den generellen Wert jeder einzelnen Askesepraxis enthalten. Da dieser Befund eine schlichte Gegenuberstellung von brahmanischer und fruhchristlicher Askese unmoglich macht, konzentriert sich der Vergleich auf die Diskurse selbst. Mit der hier eingefuhrten diskursvergleichenden Methode konnen Argumentationsmuster, Praxisspektren und Wertehierarchien in einem metasprachlich gefassten Modell des Askesediskurses beschrieben werden, was wiederum zur Prazisierung des Askesebegriffs beitragt. Ein streng induktives Vorgehen, grundliche historische Forschung und der diskursvergleichende Ansatz ermoglichen eine Theoriebildung 'von unten nach oben', die ahistorische Generalisierungen ersetzen kann. Diese Studie enthalt somit einen konstruktiven neuen Ansatz vergleichender Religionswissenschaft und stellt zugleich einen substantiellen Beitrag zur Askeseforschung dar.