Literarisches Leben in Österreich 1848-1890
Das systematisch angelegte, literatursoziologisch orientierte Sammelwerk schliesst eine grosse Lucke. Es ist, nach mehr als sechzig Jahren, die erste, aus den Quellen gearbeitete Darstellung der osterreichischen Literatur zwischen der Revolution von 1848 und der Jahundertwende. Sie widmet sich den historischen Voraussetzungen und literarischen Bezugen der Epoche ebenso wie den sehr spezifischen Verhaltnissen des literarischen Marktes in der Habsburgermonarchie (Verlage, Buchhandel, Zeitschriften, Literaturpreise, Ubersetzungen). Die Darstellung der vorherrschenden oder in dieser Zeit neu in Mode kommenden Gattungen und Genres (Historische Romane, Feuilleton, Wiener Volksstuck, Wolterdrama) weist auf die Abhangigkeiten aber auch auf die kennzeichnenden Unterschiede zwischen "deutscher" und "osterreichischer" Literaturentwicklung hin. Der literarische Reflex politischer Ereignisse und nationaler Sehnsuchte in den reprasentativen Texten der Epoche deutet nicht selten schon auf die Irrwege und Sackgassen des 20. Jahrhunderts voraus. Wegweisend fur die literarische Entwicklung in inhaltlicher und formaler Hinsicht wird der osterreichische "Realismus" mit Ludwig Anzengruber, Franz Michael Felder, Peter Rosegger, Maria von Ebner Eschenbach und Ferdinand von Saar. Die breit konzipierte, uberaus materialreiche Darstellung wirft neues Licht auf eine bisher zumeist im Schatten der Wiener Literatur der Jahundertwende stehende Epoche. Die Herausgeber haben von 1992 - 1998 das vom osterreichischen Fonds zur Forderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstutzte Projekt "Literarisches Leben in Osterreich 1848 - 1890" geleitet.