Ein endloser Knoten? Robert Musils Verwirrungen des Zöglings Törless im Spiegel soziologischer, psychoanalytischer und philosophischer Diskurse
Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, Robert Musils erster Roman, gehört zu den rätselhaftesten Werken der Literaturgeschichte. Kurz nach 1900 erschienen, beschreibt der Text den allmählichen Verlust der ontologischen Sicherheit und den Einbruch einer 'irrationalen', hinter den Alltagskulissen verborgenen Welt. Trotz einer kaum noch überschaubaren Sekundärliteratur geht es dem Leser ähnlich wie der Titelfigur Törleß: Immer wieder glaubt er, die dargestellten Verwirrungen begriffen zu haben - nur um kurz darauf feststellen zu müssen, dass sie sich dem sprachlichen Zugriff erneut entzogen haben. Roland Kroemers Buch beschreibt diesen 'endlosen Knoten' und entwirrt ihn vor dem Hintergrund verschiedener Diskurse aus Soziologie, Psychoanalyse und Philosophie. In detaillierten Textanalysen und breitgestreuten Verweisen auf diverse zeitgenössische Kontexte zeigt die Untersuchung erstmals auf, dass sich die wichtigsten von Musil rezipierten (geistes-)wissenschaftlichen Diskurse in der räumlichen wie personellen Textgestaltung wiederfinden. Der Törleß entpuppt sich als intertextueller und polyphoner Erzähltext, in dem die unterschiedlichsten Weltbilder aufeinandertreffen und um die Vorherrschaft kämpfen.