Erziehung nach Auschwitz bis heute Aufklärungsanspruch und Gesellschaftsanalyse
Die Aktualität von Theodor W. Adornos Radiobeitrag "Erziehung nach Auschwitz" erweist sich darin, gegenwärtige gesellschaftliche Verhältnisse und Transformationen analytisch auf-zuschließen und diese unter einen Aufklärungsanspruch zu stellen. Der erstmals 1966 ausgestrahlte Vortrag besaß eine große Strahlkraft für die Pädagogik und Erziehungswissenschaft, da er die Erziehung und Bildung zur Demokratie mit der Aufgabe verknüpfte, sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen - und zu verstehen, wodurch diese möglich wurden. Adornos Diktum, dass jene Bedingungen, die Auschwitz möglich machten, fortbestehen, bildet für den vorliegenden Band einen wichtigen Ausgangspunkt: Wie steht es um eine Erziehung und Bildung zur Demokratie im Lichte von Rechtspopulismus, Antisemitismus, eines weltumspannenden Kapitalismus sowie von Un-gleichheitsverhältnissen in globalisierten Kontexten? Zu fragen ist auch, wie sich eine Erziehung nach Auschwitz womöglich wandelt bzw. wandeln muss unter Maßgabe von Transnationalisierung, Digitalisierung und Klimawandel. Welche pädagogischen Konsequenzen und praxisbezogenen Übersetzungen können aus diesen Reflexionen gewonnen werden? Dieser Band, der zum 50. Todestag von Theodor W. Adorno erscheint, versammelt Beiträge aus verschiedenen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen und Diskursen, um die genannten Fragen im Sinne einer doppelten Vergewisserung - Gesellschaftsanalyse und Aufklärungsanspruch - zu bearbeiten. Die Herausgeber*innen forschen und lehren an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.