Süddeutsche Zeitung eBibliothek: Die Road Novels Traumpfade / Apostoloff / Unterwegs nach Bagadag / Treibeis / Die Autonauten auf der Kosmobahn
Fünf große Road Novels der Weltliteratur. Nach Irgendwo und Nirgendwo – 5 Romane über das Lied der Straße: Bruce Chatwin. Traumpfade. „Traumpfade“ oder „Songlines“, so der Originaltitel – das sind die unsichtbaren labyrinthischen Wege, die den australischen Kontinent durchziehen, eine mythische Landkarte, die durch Gesänge von Generation zu Generation weitergetragen wird und Grundlage für die Wanderungen der Urbevölkerung ist. Bis heute dürfen die Traumpfade nicht überschritten werden. In seinem Reisebuch, das Ideenroman, Abenteuergeschichte, Satire und Autobiografie zugleich ist, geht Chatwin den Spuren der Gründungsmythen der Aborigines nach. Sibylle Lewitscharoff. Apostoloff. Zwei Schwestern, unterwegs im heutigen Bulgarien. Auf der ersten Hälfte ihrer Reise überführen sie die Leichen von 19 Exilbulgaren, die in den 1940er-Jahren ausgewandert waren, in ihre alte Heimat. Darunter war auch der früh verstorbene Vater der Schwestern. Jetzt sind sie Touristinnen, chauffiert vom langmütigen Apostoloff. Er möchte den beiden die Schätze seines Landes zeigen, aber für seine Vermittlungsversuche zwischen Sofia und Stuttgart zeigen die Schwestern wenig Sinn. Ihre Reise durch Bulgarien wird zur rabenschwarzen, erzkomischen Abrechnung mit dem Vater und seinem Land. Andrzej Stasiuk. Unterwegs nach Babadag. Babadag heißt einer der Orte, die Stasiuk zwischen Ostsee und Schwarzem Meer durchreist. Einer dieser „schwachen Orte“, die verschwinden, sobald man sich abwendet. Die Panik, sie und ihre Bewohner könnten aufhören zu sein, wenn er sie nicht beschreibt, treibt ihn an. Aus dieser Angst ist Stasiuks Buch entstanden - sein wohl schönstes über eine fremde Welt weit hinter Dukla. Libuše Moníková. Treibeis. Moníková stellt zwei tschechische Exilgenerationen einander gegenüber: Jan, der bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor den deutschen Besatzern floh, 1945 zurückkam, aber sein Land nach dem kommunistischen Umsturz 1948 wieder verließ, und Karla, die 25 Jahre jüngere Frau, die nach der Niederschlagung des Prager Frühlings ins Exil ging. Schließlich gelangen die beiden an einen Punkt, wo jeder ein anderes Land vor sich hat, das sie Tschechoslowakei nennen. Moníkovás Roman spiegelt die Geschichte Tschechiens in den vergangenen 50 Jahren anhand zweier völlig unterschiedlicher Exilerfahrungen. Julio Cortázar/Carol Dunlop.Eines Frühsommertages fahren Julio Cortázar und seine Ehefrau Carol Dunlop mit ihrem VW-Bus auf die Autobahn Paris-Marseille. Ausgestattet mit einer Kamera und zwei Reiseschreibmaschinen verfolgen sie, beide bereits sterbenskrank, ein letztes Vorhaben: unterwegs alle 63 Rastplätze anzusteuern. Mit dem drängenden Eifer von Forschungsreisenden dokumentieren sie ihre Expeditionserlebnisse in einem Logbuch. Es ist das letzte Werk, das Cortázar geschrieben hat: der, wie er schreibt, „gelebte Roman“ eines letzten und vielleicht größten Glücks.