Auf leisen Sohlen ins Gehirn politische Sprache und ihre heimliche Macht
Denkmodelle bewusst erfassen: Leichtfüssig, in Dialogform, kommen die Gedanken von George Lakoff und Elisabeth Wehling daher und sind doch von weit reichender, ja umwälzender Bedeutung. Als Professor für kognitive Wissenschaft verbindet Lakoff grundlegende Erkenntnisse der Gehirnforschung mit Linguistik und legt dabei die physische Bedingtheit unseres Denkens sowie die Unmöglichkeit, wertfrei zu denken und zu sprechen, dar. Das Anliegen der beiden Autoren ist es, diese wissenschaftlich erhärteten Tatsachen am Beispiel der amerikanischen sowie der europäischen medialen Berichterstattung aufzuzeigen. Im Zentrum ihrer Untersuchung steht der weltweit bekannte Satz der Bush-Administration: Seit dem 11. September 2001 führten die USA einen "Krieg gegen den Terror". Auch sechs Jahre (2007) nach dem Anschlag hängt in der US-Botschaft in Berlin ein Poster mit den Bildern von 9/11 und dem Titel: "Work of Evil." Die Mehrheit (80%) der US-amerikanischen Bürger steht hinter dem Strenger-Vater-Frame (d.h. Denkmuster), das George W. Bush verkörpert. Das konservative Denkmodell beherrscht die mediale Berichterstattung, ohne dass dieses selbst kritischen Journalisten bewusst ist. Lakoffs Vorschlag zu Handen eines "bewussten Journalismus", ist der Wechsel in das Fürsorglich-Eltern-Frame. Die Progressiven (viele Demokraten) müssten lernen, die konservativen Denkmuster (der Republikaner) sprachlich aufzubrechen. Eine Wende in der Berichterstattung würde folgende Formulierung bedeuten: "Der 'Krieg gegen den Terror' ist eine von der konservativen US-Regierung gezielt gewählte Metapher, mit der noch sieben Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die US-amerikanische Innen- und Aussenpolitik gerechtfertigt werden soll." (S.177). Der aktuelle Wahlkampf ändert nichts an der scharfsinnigen Analyse der Bush-Politik und ihrer Folgen, könnte aber neue Ziele setzen. Paula Küng-Hefti.
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Stefan R. Schmid@weltlage