Die psychosomatische Theoriebildung bei Felix Deutsch (1884-1964) ein Beitrag zur Geschichte der Psychoanalyse des Körpers
Der Wiener Internist und Psychoanalytiker Felix Deutsch, Ehemann der weitaus bekannteren Psychoanalytikerin Helene Deutsch und zeitweise Hausarzt Freuds, emigrierte 1936 nach Boston, um der drohenden nationalsozialistischen Gefahr zu entgehen, und fand in der aufstrebenden Psychosomatischen Medizin Amerikas eine neue berufliche Orientierung. Gleichwohl gerieten sein Werk und seine psychosomatischen Pionierleistungen im Wien der 20er Jahre weitgehend in Vergessenheit, und in der Geschichtsschreibung der Psychoanalyse taucht Felix Deutsch meist nur als Ehemann von Helene und als Hausarzt Freuds auf. Das Anliegen der vorliegenden Arbeit besteht darin, sein weit verstreutes und schwer zugängliches Werk systematisch in seiner Gesamtheit darzustellen und beispielhaft die Entwicklung psychosomatischer Ansätze innerhalb der psychoanalytischen Theorie nachzuzeichnen. Dabei wird ein Zeitraum von etwa 50 Jahren in den Blick genommen. Die Arbeit vermittelt einen anschaulichen Eindruck vom Denken und der Praxis eines Arztes und Wissenschaftlers, dessen entscheidende Kunst im Zuhören und in der Analyse der komplexen psychophysischen Interaktionsformen während des Gesprächs bestand, und lässt das Bild eines der zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Pioniere der Psychosomatischen Medizin wieder lebendig werden.