Täter wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden
Über den Holocaust ist viel geschrieben worden, aber die wichtigste Frage, ist bis heute nicht beantwortet: Wie waren all die "ganz normalen Männer", gutmütigen Familienväter und harmlosen Durchschnittsmenschen imstande, massenhaft Menschen zu töten? Es gab keine Personengruppe, die sich der Aufforderung zum Morden verschlossen hätte, weshalb Erklärungsansätze, die sich auf die Persönlichkeiten der Täter, ihre Charaktereigenschaften, ihre psychische Verfassung richten, nicht weiterführen. Harald Welzer untersucht Taten aus dem Holocaust - und auch aus anderen Genoziden - in ihrem sozialen und situativen Rahmen und zeigt, wie das Töten innerhalb weniger Wochen zu einer Arbeit werden kann, die erledigt wird wie jede andere auch. Mit seiner sozialpsychologischen Studie öffnet sich eine Perspektive auf die Täter, die auf beunruhigende Weise erhellt, wie Tötungsbereitschaft erzeugt wird, und wie wenig unseren moralischen Überzeugungen zu trauen ist. Autorentext Harald Welzer ist Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und Forschungsprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke. Veröffentlichungen u.a.: "Verweilen beim Grauen" (1997); "Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung." (als Hg); "'Opa war kein Nazi'. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis" (zus. mit S. Moller u. K. Tschuggnall, 2002); "Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung" (2002).