Verwaltete Körper Strategien der Gesundheitspolitik im internationalen Vergleich
Während der letzten hundert Jahre wurde in den westlichen Industriestaaten ein hoch komplexer und kostspieliger Apparat medizinischer Versorgung aufgebaut, dessen Ziel die Aufrechterhaltung der Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung ist. Heute wird intensiv über die Kostenexplosion dieses Gesundheitssystems und die Notwendigkeit für Reformen gesprochen. Das vorliegende Buch befasst sich mit der Entstehung, mit Krisen und Transformationen in der Gesundheitspolitik in Europa und in den USA. Analytisch wird der menschliche Körper als zentraler Ausgangspunkt und Ort der Gesundheitspolitik gesehen. Damit eröffnen sich neue Perspektiven für ein besseres Verständnis zentraler Fragen der Gesundheitspolitik. Körper wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem zwischen Medizin, Verwaltung und Politik angesiedelten Verwaltungsprojekt. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts deuten sich aber eine Reihe von entscheidenden Transformationen im Gesundheitsfeld an, durch die der Staat als wichtiger Akteur in der Verwaltung des Körpers an Einfluss verliert. Gleichzeitig gewinnen andere, dezentrale, individualisierte Formen der Körperpolitik wie etwa Managed Care an Bedeutung. Vor dem Hintergrund tief greifender Transformationsprozesse im Medizinsystem werden klassische Mechanismen der Sozialdisziplinierung durch neue Techniken der Selbststeuerung ergänzt und teilweise abgelöst. Diese neuen Tendenzen verändern nicht nur fundamental die Praxis von Gesundheitspolitik, sie bilden auch die Konturen einer neuen biopolitischen Ordnung.