Heinrich Melchior Mühlenberg und die deutschen Lutheraner in Nordamerika, 1742 – 1787
Unter all den deutschen Migranten, die im 18. Jahrhundert nach Nordamerika gingen, gibt es nur einen Niedersachsen, nur einen lutherischen Pastor und nur einen eifrigen Briefschreiber, dessen Lebenswerk bis in die unmittelbare Gegenwart wirkt: den Einbecker Theologen Heinrich Melchior Mühlenberg (1711 - 1787). Er wurde 1742 von Gotthilf August Francke in die pietistische Diaspora Pennsylvaniens entsandt, avancierte dort zur dominanten Vermittlergestalt zwischen lutherischen Gemeinden in Nordamerika und seinen Vorgesetzten in London und Halle. Mühlenberg, jüngster Sohn eines wohlhabenden Schuhmachermeisters aus Einbeck, einer der ersten Theologiestudenten der 1734 gegründeten Georg-August-Universität Göttingen und pflichtbesessener Pastor, begleitete den schwierigen Aufbau einer eigenständigen Lutherischen Kirche in den britischen Kolonien in den Dekaden vor der Amerikanischen Revolution mit intensiver Korrespondenz. Seine Briefwechsel der Jahre 1742 - 1787 mit Obrigkeiten, Kollegen, Freunden und Gemeinden in Nordamerika und Europa zeigen seine tiefe Frömmigkeit und asketische Leidensfähigkeit ebenso wie seinen Humor, seine Strenge und die täglichen Probleme eines Seelsorgers mit widerborstigen Gemeindemitgliedern, Finanzproblemen und Glaubenskonflikten.