Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1990
Sowie unerwünschten Traditionen und Zusammenhängen nachzugehen, in de nen verdrängte Entwicklungen und Anpassungsprozesse nachzuzeichnen sind. Obwohl der in diesen Feststellungen enthaltene Anspruch leicht verfehlt werden kann, soll gerade das Jahrbuch für Soziologiegeschichte auch einen Zugang eröffnen, jene Linien aufzuzeigen, die die aktuelle Diskussion der So ziologie der Gegenwart bestimmen. Das Unternehmen einer Soziologiegeschichte wirft eine Reihe methodi scher und theoretischer Probleme auf. Es gibt hier bislang keinen Königsweg. Soll sie materialgesättigt sein - und dies ist einer der hier vertretenen An sprüche -, setzt das eine gründliche Detailforschung voraus. Sie muß deshalb auf archivarischen Forschungen, philologischen Text- und Manuskriptver gleichen, nachlaßgestützten Werkrekonstruktionen sowie ideen-und institu tionsgeschichtlichen Untersuchungen aufbauen. Eine wichtige Quelle sind weiterhin die Erinnerungen und Auskünfte fachhistorischer "Zeitzeugen" Das Jahrbuch ist aus diesen Gründen nach Abteilungen gegliedert. In der ersten Abteilung erscheinen allgemeine Abhandlungen, wobei auch in Zu kunft Themenschwerpunkt-Bände, wie es bei diesem Jahrbuch der Fall ist, angestrebt werden. Die zweite Abteilung ist für Diskussionen, Berichte und Gespräche vorgesehen. In der "bibliographischen Abteilung" erscheinen Bi bliographien, Berichte über Editionsarbeiten und -vorhaben sowie über For schungsprojekte. Die "Archivabteilung" informiert über Archive und deren Bestände, bringt einzelne Dokumente oder auch Dokumentationen, Brief wechsel, autobiographische Notizen, Berichte über Nachlässe und andere hi storiographisch interessante Materialien. Methodische Offenheit und thematische Vielfalt auf dem Hintergrund ei nes eher weit gefaßten Begriffs von Soziologie und ihrer Geschichte, der es er laubt, auch benachbarte Disziplinen zu berücksichtigen, sind die allgemeinen Gesichtspunkte, die die Konzeption des Jahrbuchs prägen.