Besitz, Geschäft und Frauenrechte Jüdische und christliche Frauen in Dalmatien und Prag 1300 – 1600.
Die Beiträge dieser Publikation entstanden aus den Ergebnissen eines 2004 bis 2006 am Institut für jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST) durchgeführten Projekts mit dem Titel „Geschäftsleben und Frauenrechte: die wirtschaftliche, rechtliche und sozio-religiöse Lage jüdischer und christlicher Frauen in Österreich, Kroatien und der Tschechischen Republik (13. bis 16. Jahrhundert)“. Projektziel war zu zeigen, unter welchen politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen Frauen in der Lage waren, als eigenständige Rechtspersönlichkeiten und als Berufstätige zu agieren und über die Grenzen ihrer traditionellen Rollenzuschreibung hinaus eine aktive Position in ihrem Kollektiv einzunehmen. Als Methode bot sich die Konzeptualisierung von Geschlecht als mehrfach relationaler Kategorie an. Für alle untersuchten Gruppen gleich welchen Standes oder welcher Religion konnte festgestellt werden, dass gewisse Voraussetzungen für eine Geschäftstätigkeit vorhanden sein mussten. Diese bestanden im Allgemeinen in der Erwerbs- und Verfügungsgewalt über eigenes Vermögen und im Zugang zu Rechtsmitteln, entweder als eigene Rechtspersönlichkeit oder mit Hilfe eines Rechtsvertreters. Dazu kamen Eigenschaften und Fähigkeiten, die nur indirekt in den Quellen greifbar werden, aber nichts desto trotz für diese Tätigkeit höchst relevant waren: sprachliche Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeit, kaufmännische Grundkenntnisse und Lesen, aber oft auch aktive Alphabetisierung, Kontakte und Netzwerke, selbstbewusstes Auftreten sowie persönliche Mobilität oder die Möglichkeit, bevollmächtigte Stellvertreter zu entsenden.