
Reviews

Nathan der Weise" ist der Titel eines fünfaktigen Dramas in klassischem Aufbau. Es wurde 1783 in Berlin uraufgeführt und beschäftigt sich mit den Themen Humanismus und Deismus. Die Idee des Deismus ist, dass Gott das Universum geschaffen hat, er im Folgenden aber keinerlei Einfluss mehr auf die Geschehnisse nimmt. Die Handlung spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzugs. Die Frage nach der "wahren" Religion steht im Mittelpunkt. Das Ende zeigt schließlich die enge Verwandtschaft der drei monotheistischen Religionen. Wegen der Form des Blankverses lässt sich "Nathan der Weise" leicht und flüssig lesen. Man hat sich schnell in Lessings Sprache reingelesen und kann sich voll und ganz auf die Handlung konzentrieren. Wegen der äußeren Form hatte ich automatisch etwas mehr Dramatik erwartet. Es gibt ein paar spannungsaufbauende Elemente, aber richtig spannend wird es dann doch nicht. Die Verwandtschaftsverhältnisse sind sehr interessant dargestellt. Es macht Spass sie zu entwirren und dabei festzustellen, dass alle Charaktere im Nachhinein, trotz unterschiedlicher Religionen, auf irgendeine Art und Weise miteinander verwandt sind. "Nathan der Weise" ist ein bedeutendes Werk, das zu seiner Zeit wohl Provokation ausgelöst hat und heute immer noch ein wichtiges Plädoyer für mehr Toleranz darstellt.























Highlights

Erröten macht die Hässlichen so schön;

Es müsste möglich sein, denselben Menschen / Zur selben Zeit zu lieben und zu hassen.

[…] aus Liebe quälen;

Mein Schmerz hat mich vergessen machen, wer / Du bist.

Doch was man ist, und was man sein muss in der Welt, das passt ja wohl nicht immer.

Dass ein einz‘ger Funken dieser Leidenschaft doch unsers Hirns so viel verbrennen kann!


Denn ist nicht alles, was man Kindern tut, Gewalt?

Die Flut, so hoch sie morgens eintritt, ist des Mittags längst verlaufen.