Leben in Szenen Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute
Gesellschaftliche Veränderungen, wie z.B. die Individualisierung, bringt für die Struktur und Lebensphase der Jugend einschneidende Konsequenzen mit sich. "Jugend" erscheint im individuellen Lebenslauf immer weniger als blosse Durchgangsphase auf dem Weg von der Kindheit zum Erwachsenensein, sondern ist ein Kulturphänomen, das einerseits durch eigenständige Inhalte und Lebensvollzugsformen seine Konturen gewinnt, andererseits wegen seiner enormen Heterogenität nur schwer zu fassen ist. Vorliegende Untersuchung will unter Vermittlung zweier Forschungsstrategien -- mit deren einerseits generalisierenden und objektivistischen und andererseits einzellfallbezogenen und oft ethnographisch orientierten Ansätzen -- den sozialwissenschaftlich nicht klar bestimmten Begriff der "Szene" fassen. Leben in Szenen gewinnt besonders für Jugendliche immer stärker an Bedeutung. Durch die empirische Rekonstruktion besonderer Erlebnisqualitäten unterschiedlicher Szenen entsteht ein differenziertes Bild aktueller Jugendkulturen. Leben in der spätmodernen Gegenwartsgesellschaft ist hochgradig individualisiert: Subjektivierungs-, Pluralisierungs- und Globalisierungsprozesse, sowohl in ökonomischer als auch in politischer und kultureller Hinsicht, lösen die lebenspraktische Relevanz ehemals dominierender Klassen- und Schichtstrukturen für die individuelle und kollektive Selbst- und Fremdverortung im sozialen Raum zunehmend ab. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wird die Orientierung an neuen Formen der Vergemeinschaftung insbesondere von Jugendlichen zunehmend kompetent und selbstverständlich gehandhabt. Unter diesen neuen Vergemeinschaftungsformen scheinen für das Miteinander -- und infolgedessen auch für die sozialwissenschaftliche Analyse -- solche besonders relevant zu werden, die wir auf den Begriff der "Szene" bringen können.