Die Wahrheit der Täuschung Wirklichkeitskonstitution im amerikanischen Roman, 1889-1989
Susanne Rohrs Buch betritt sowohl theoretisch als auch textanalytisch Neuland: ein amibitiöses Projekt, das eine Reinterpretation der amerikanischen Literaturgeschichte auf der Basis der semiotischen Theorie des amerikanischen Pragmatisten Charles Sanders Peirce wagt. Es untersucht literarische Werke vom ausgehenden 19. bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert aus einer neuen, semiotisch-erkenntnistheoretischen Perspektive. Gegenstand der Interpretationen sind Texte, die als repräsentativ für wichtige literaturgeschichtliche Phasen angesehen werden können: Nach William Dean Howells' klassischem realistischen Roman A Hazard of New Fortunes (1889) und Henry James' großem späten Roman The Golden Bowl (1904) durchstreift es die Moderne mit Gertrude Steins einzigem Kriminalroman Blood on the Dining-Room Floor (1948) in Richtung Postmoderne und Vladimir Nabokovs Lolita (1955), hin zu Thomas Pynchons Kultbuch Gravity's Rainbow (1973), um schließlich in der Diagnose eines neuen Realismus in Paul Austers Moon Palace (1989) zu enden. Die minutiösen Textanalysen gewinnen diesen wichtigen Texten der amerikanischen Literaturgeschichte spannende und ungewohnte Sichtweisen ab, die der Literaturwissenschaft neue Wege zeigen können.