Reviews

Der Roman spielt 2020, also zu Beginn der Corona Pandemie. Vor allem am Anfang war der Roman so voll gepackt mit Details zum aktuellen politischen Geschehen, der Pandemie sowie dem Klimawandel, dass für mich die sprachliche Ausgestaltung und somit auch ein „Fühlen“ der Geschichte zu kurz kommen. Und hier kommt auch direkt ein großer Kritikpunkt, der mich durch den ganzen Roman begleitet hat. Die Behandlung des Themas Pandemie hat durchweg die starke Färbung einer Kritik der Autorin an den Corona Maßnahmen und politischen Entscheidungen. Menschen, die sich an diese Regelungen halten, werden negativ dargestellt. Auch erweckt sie zum Teil falsche Eindrücke, beispielsweise dass die Krankenhäuser unterbelastet und Notaufnahmen leer waren.
Generell sind fast alle Charaktere des Romans sehr stereotyp überzeichnet. Wohl ist dies ein Stilmittel, damit man so dann hinter die Fassade der Menschen blicken und Vorurteile abbauen kann. Die einzigen, die so jedoch aus dem Klischee herausgeholt werden, sind die Nazis im Dorf. Die Menschen der Stadt bleiben in der negativen Überzeichnung als sich moralisch überlegen fühlende Akademiker*innen. Besonders deutlich wird dies auch beim Ex-Partner, dessen Klimaaktivismus und Befolgen der Corona Maßnahmen bis ins Lächerliche überzogen werden. Die Message, dass alle Menschen gleichviel wert sind und wir andere aufgrund eigener Überlegenheitsgefühle nicht abwerten sollen, kommt für mich nicht glaubhaft rüber, da Juli Zeh für mich als Leserin selbst extrem wertend scheint.
Auch bringt sie gegen Ende noch sehr plakativ den Mord an Georg Floyd ein, was für die Story gar nicht notwendig wäre und der Komplexität des Mordes, des Menschen, des rassistischen Systems dahinter sowie den Antirassistischen Bewegungen überhaupt nicht gerecht wird. Da Rassismus in den USA gerne verwendet wird, um vom Rassismus in Deutschland abzulenken, bzw. ihn zu relativieren, wirkt dies an der Stelle nach ebendiesem Mechanismus.
Dieser Roman hat mich sehr enttäuscht, was aber vor allem daran lag, dass ich mir aufgrund des Hypes um Juli Zeh immer vorgenommen hatte, mal ein Buch von ihr zu lesen, mich jedoch nicht weiter mit ihr als Person (vor allem in Hinblick auf Corona) beschäftigt hatte.

Very entertaining book about a woman who decided to move to a rural village and escape the busyness of Berlin. Living in the small village forces her to rethink assumptions and open up to various people to whom she otherwise would have strictly said no.



















Highlights

»Du bist immer mit Denken beschäftigt«, sagt Gote. »Lass die Welt doch sein, wie sie ist.«

Sie weiß immer noch nicht, wie es weitergehen soll, aber sie weif wenigstens, wie es nicht weitergeht, und das ist vielleicht alles, was ein Mensch im Leben wissen kann.