Materielle Kultur und kulturelle Identität in Elea in spätarchaisch-frühklassischer Zeit Untersuchungen zur Gefäss- und Baukeramik aus der Unterstadt (Grabungen 1987-1994)
Die Frage des Erkennens und Definierens unterschiedlicher kultureller Identitaten anhand der materiellen Hinterlassenschaft stellt ein zentrales Problem jeder Archaologie dar. Zielsetzung dieser Arbeit war es, die Diskussion der kulturellen Identitat in Elea, einer grossgriechischen Stadt an der tyrrhenischen Kuste Italiens, durch die kontextorientierte Vorlage eines grossen und aussagekraftigen Fundkomplexes aus dem Wohngebiet der Stadt auf eine neue Basis zu stellen. Dafur wird im ersten Teil die Gefass- und Baukeramik aus den Lehmziegelhausern in der Unterstadt von Elea vorgelegt und somit erstmals eine umfassende Kenntnis der materiellen Alltagskultur Eleas in spatarchaisch-fruhklassischer Zeit ermoglicht. Umfangreiche archaometrische Analysen geben neue Einblicke in das Produktions- und Importverhalten einer grossgriechischen Stadt. Im zweiten Teil wird die ethnische Interpretation der materiellen Kultur Eleas einer kritischen Prufung unterzogen und die kulturelle Identitat der Stadt anhand der Neufunde sowie der bekannten Zeugnisse zum offentlichen und religiosen Leben Eleas, zu seiner Architektur und zu seiner Sachkultur, nachgezeichnet. In einem Exkurs wird auf die Problematik der westmediterranen Amphoren eingegangen, die zunachst als eine Art "Leitfossil" der phokaischen Kolonisation im westlichen Mittelmeerraum angesehen wurden, heute jedoch als eigenstandige Schopfung des grossgriechischen Raumes gelten.