"Bestien" und "Befehlsempfänger" Frauen und Männer in NS-Prozessen nach 1945
Was wurde Männern, was Frauen in den Nachkriegsprozessen zur Last gelegt? Warum löste es besonderes Entsetzen aus, wenn Frauen Kapitalverbrechen begingen? Hat von Männern ausgeübte Grausamkeit die Phantasie weniger beflügelt? Warum hielten es so viele Männer für Erfolg versprechend, sich als bloße Befehlsempfänger, Bürokraten und »Rädchen im Getriebe« darzustellen? Lassen sich äquivalente Selbststilisierungen bei weiblichen Angeklagten und ihren Verteidigern finden? Und wenn ja, entwickelten sie vor Gericht oder in der Presse Überzeugungskraft?Wie Frauen zu Täterinnen im Nationalsozialismus wurden, ist seit Längerem Thema der Forschung, ihr Auftreten in den Gerichtsprozessen der Nachkriegszeit blieb bislang unbeachtet. Auch das Verhalten der mehrheitlich männlichen Angeklagten ist noch nie aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive analysiert worden. Beides untersuchen die Beiträge dieses Bandes erstmals systematisch und vergleichend - ein wichtiger Beitrag zur nationalsozialistischen Täter- und Täterinnenforschung.