Et sapienter et eloquenter Studies on Rhetorical and Stylistic Features of the Septuagint
Die Septuaginta, die antike griechische Übersetzung des Alten Testaments, ist wahrscheinlich das erste große Übersetzungsprojekt der griechisch-römischen Antike. Mit ihr tritt die Religion und Kultur des antiken Judentums erstmals in das Blickfeld eines griechischsprachigen Publikums, dem die in hebräischer Sprache verfassten heiligen Schriften der Juden nicht zugänglich waren. Das Projekt der Übersetzung bedeutete zugleich eine Übertragung von religiösen, sozialen und anthropologischen Kategorien und Konzepten semitischen Ursprungs in eine andere, vom Hellenismus geprägte Sprach- und Wissenschaftskultur. In den letzten Jahren ist die Septuaginta immer mehr ins Zentrum bibelwissenschaftlicher, historischer und philologischer Forschung gerückt. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit nicht nur auf die näheren Umstände, die zu ihrer Entstehung in Alexandrien führten, sondern auch auf die zahlreichen sprachlichen und inhaltlichen Spezifika des griechischen Bibeltextes. Kaum erforscht ist dabei die Frage, in welchem Maße die griechische Bibelübersetzung stilistische und rhetorische Elemente aufweist, die dem hebräischen Ausgangstext fremd sind. Haben die Übersetzer ihre rhetorischen und stilistischen Kompetenzen genutzt, um ihrem Werk einen bestimmten ornatus zu verleihen? Kann man mit Recht wie Augustin behaupten, dass nicht nur die Verfasser der biblischen Schriften, sondern auch die Übersetzer et eloquenter et sapienter, d.h. beredsam und weise zu formulieren verstanden? Der Sammelband greift dieses in der gegenwärtigen Forschung vernachlässigte Thema auf. Sieben Autorinnen und Autoren untersuchen stilistische und rhetorische Elemente in verschiedenen biblischen Büchern (u.a. Psalmen, Amos, Weisheit Salomos) und eröffnen damit ein Arbeitsfeld, das in Zukunft mehr Beachtung verdient.