Krisenjahre und Aufbruchszeit Alltag und Politik im französisch besetzten Baden 1945-1949
Frankreich: "Erbfeind" oder "Erneuerer"? Die franzosische Besatzungspolitik von 1945 bis 1949 galt lange als Hindernis fur die deutsch-franzosische Freundschaft. Aber das Bild muss korrigiert werden. Die franzosische Politik zeichnete sich bei aller Widerspruchlichkeit durch Eigenstandigkeit, Originalitat und durch Reformansatze aus, die sich an den Zielen von Demokratisierung, Dezentralisierung und Denazifizierung orientierten. Ein Teil der Reformen versandete jedoch, weil sie den Alltagsbedurfnissen der Bevolkerung nicht entsprachen. Dies zeigen die Autoren am Beispiel des Landes Baden. Eindringlich schildern sie, Alltag und Alltagsnot der Menschen und bringen das in Zusammenhang mit der politischen Geschichte. Die Betroffenen empfanden die franzosischen Vorhaben trotz uberzeugender Konzepte haufig als negativ. Diese Kluft wirkte noch lange nach. Ein Beispiel ist die in der franzosischen Besatzungszone praktizierte Spielart der Entnazifizierung, die "auto-epuration." Sie sollte nicht schematisch, sondern unter Wurdigung der individuellen Umstande die wirklich Schuldigen treffen und zugleich, da die Deutschen selbst entscheidend am Verfahren beteiligt waren, eine grundliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ermoglichen. Die Art der Verwirklichung liess die "Selbst-Reinigung" scheitern, doch die Idee kann immer noch eine gewisse Plausibilitat beanspruchen. Sie war nicht die einzige Besonderheit Nachkriegsbadens innerhalb der Besatzungszonen. Manches aus der Nachkriegszeit Badens ist vergessen worden, war aber keineswegs bedeutungslos. Dieses Buch hilft mit, es wieder bewusst zu machen."