Die "Sächsische Dichterschule" Lyrik in der DDR der sechziger und siebziger Jahre
Dieses Buch schildert eine Situation der DDR-Lyrik, deren Produktivitat kein Aquivalent in einer anderen zeitgenossischen Literatur kennt. Der 1978 von Adolf Endler ironisch eingefuhrte Terminus -Sachsische Dichterschule- weist auf ein erstaunliches Zentrum lyrischen Schreibens von insgesamt neunzehn Autoren und Autorinnen hin. Inmitten eines verordneten Sprachmilieus (von Roland Barthes die -enkratische Sprache- genannt) errichtet eine Dichtergeneration ab Mitte der sechziger Jahre eine freilich nicht auf Sachsen beschrankte Werkstatt -illegalen- Austausches in der DDR. In dieser findet nicht eine Verschworung, sondern ein grosses Gastmahl statt, bei dem erhabene Diskurse - Holderlin und der Marxismus, Klopstock und Majakowski, Chlebnikow und Brecht, Bobrowski und Enzensberger - verzehrt werden. Den Machthabern erschien dieses materialistische Ereignis als Komplott, im Innern der -Schule- genoss man hingegen die Differenzen. Was man nach Bachtin relativ abstrakt Dialogizitat genannt hat, wird in der -Sachsischen Dichterschule- exzessiv genossen. In wechselseitigen Portrats, Plagiaten, Widmungen und Anspielungen finden sich u.a. Wolf Biermann, Volker Braun, Heinz Czechowski, Adolf Endler, Elke Erb, Sarah Kirsch und Karl Mickel zu diesem Dichterkreis zusammen. Das Buch beschreibt sowohl das dichte Netz korrespondierender Stimmen als auch, in Einzeldarstellungen, die eigenartigen Handschriften von Endler, Sarah Kirsch, Braun und Mickel."