Reviews

„Marie spiegelt sich“ ist der zweite Fall der Ermittlerin Willa Stark von Isabella Archan – einer sehr sympathischen, engagierten Autorin, die ich auf der Frankfurter Buchmesse kennenlernen durfte. „Helene geht baden“, das erste Buch der Reihe, hatte ich bereits vor drei Jahren gelesen und ich konnte mich nicht mehr gut an die Ermittlerin erinnern. Das spielt allerdings für diese Geschichte keine große Rolle. Es sind nicht Willa und ihre Kollegen, die hier im Vordergrund stehen, sondern das Opfer Marie und „Es“, die Figur, die lang im Dunkeln bleibt und für die Polizei schwer greifbar ist. Mich haben der Schreibstil und die Charakterdarstellung von Marie unglaublich beeindruckt. Selten gelingt es einer deutschen Krimiautorin, ein solch eindrückliches Bild nicht nur von der Tat, sondern auch der Psyche von Opfer und Täter zu zeichnen. Viele Schriftsteller in diesem Genre konzentrieren sich auf Spurensuche und Verfolgung, nicht so Isabella Archan. Mit sehr viel Liebe zu Details gelingt es ihr, Personen zu erschaffen, mit denen man sich verbunden fühlt, deren Schicksale einem nicht egal sind, von denen man gern wissen würde, wie ihr Leben sich weiterentwickelt. Fast poetisch mutet ihre Erzählung an, die eigentlich nichts mit Poesie gemein hat. Interessant ist auch, dass die Polizisten und selbst Willa Stark in diesem Katz-und-Maus-Spiel nicht die wahren Helden sind. Es sind Zufälle, aufmerksame Beobachtungen und mutige Heranwachsende, die die Geschichte prägen und letzten Endes zu einem guten Ausgang bringen. Isabella Archan beweist mit „Marie spiegelt sich“, dass der deutschsprachige Kriminalroman noch lang nicht vom Aussterben bedroht ist und sehr gut mit Werken aus UK oder den USA mithalten kann. Ein tolles Leseerlebnis, das ich jedem ans Herz legen kann!