
Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
Reviews

Von John Green hatte ich bisher nur „Looking for Alaska“ gelesen, was mir wirklich gut gefallen hatte. Alaska war eine sehr starke Protagonistin, schillernd, vielseitig, auf ihre eigene Art gefährlich. Solche Charaktere sucht man vergeblich in „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“. Daisy ist eine aufgedrehte Teenagerin, die in ihrer Freizeit außer Jungs und Fanfiction kaum etwas anderes kennt. Irgendwann beschwert sie sich bei Aza, dass diese über ihr Leben nichts weiß, aber das tun wir als Leser auch nicht. Wir erfahren *nichts* über ihre Hintergründe oder Daisys Innenleben. Dafür bekommen wir einen sehr starken Einblick in die Gefühlswelt der Protagonistin Aza. Aza lebt mit einer Zwangsneurose und Angststörungen und gerät immer wieder in eine Gedankenspirale, die sie daran hindert, ein normales Teenagerleben zu leben. So zumindest behauptet es Green. Allerdings ist Azas Angst zu Beginn des Buches nur immer mal wieder am Rande ein Thema. Hier konzentriert sich die Geschichte eher um den verschwundenen Milliardär und die detektivischen Bemühungen der Mädchen. Erst im letzten Teil drehen sich die Verhältnisse, das Verschwinden gerät in den Hintergrund, dafür verstärken sich Azas Probleme. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt „Wieso? Was will John Green hier sagen oder bezwecken?“ Ich denke nicht, dass er Teenager mit Verwaltungsproblemen über diese Story ansprechen oder helfen möchte. Aza hat keinen besonders guten Draht zu ihrer Therapeutin und weigert sich immer wieder, ihre Medikamente zu nehmen. Kein gutes Vorbild für Betroffene. Außerdem wird ihre Angst bis zum „Showdown“ eher wie ein „Tick“ oder eine „Macke“ beschrieben. Ängste sind aber sehr viel lebensbestimmender. Ich habe selbst als Teenager und Studentin unter Panikattacken (allerdings ohne Zwangsneurose) gelitten. Ich habe mich eingeigelt und irgendwann fast komplett von der Außenwelt abgeschottet. Ich war kaum noch in der Lage, normal zu funktionieren. Ich befand mich dauerhaft „am Ende der Spirale“ (und hab mich am Ende selbst daraus befreit, was ich aber auch niemandem empfehlen würde, weil es langwierig ist). Ängste sind bedrohlicher, viel bedrohlicher als das, was Aza hier erlebt. Ich hatte das Gefühl, dass Green vielmehr diese Angststörung für philosophische Betrachtungen über das Leben insgesamt benutzte. Dieses Buch steckt voller philosophischer Fragmente, die einfach so in den Raum hineingeworfen werden. Platitüden, abgegriffene Ideen, nicht nachvollziehbare Ansichten ohne Erklärungen – und das alles spielt sich in den Köpfen zweier Heranwachsender ab. Ja sicher… Ich konnte mit „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ so gar nichts anfangen. Körperlose Figuren als Instrumente entrückter Gedankenspiele, eine Detektivgeschichte, die keine ist, kein interessantes Setting, zusammenhangsloser Plot.Ich kann das Buch nicht weiterempfehlen.

** spoiler alert ** The book was okay. Somewhat predictable in part. The "love affair" worked like an attempted lifeline for Aza, which of course didn't work. I didn't like the ending because of the changing writing style in a future me because it was kept too short for that.














Highlights

Ich sehe ein, dass nichts von Dauer ist. Aber warum muss ich alle so vermissen?

Ich wusste, wie widerlich ich war. Ich wusste es. Jetzt wusste ich es sicher. Ich war nicht von einem Dämon besessen. Ich war der Dämon.

Ich hatte das Gefühl, ich wurde innerlich zerrissen, als würde die Supernova meiner Ichs explodieren und gleichzeitig implodieren. Es tat weh zu weinen, aber ich hatte so lange nicht geweint, und ich wollte nie mehr damit aufhören.

Ich spürte, wie ich den Halt verlor, aber selbst das ist eine Metapher. Spürte, wie ich fiel, auch das ist eine. Kann das Gefühl nicht beschreiben, kann nur sagen, ich bin nicht ich. Geschmiedet auf dem Amboss einer anderen Seele. Bitte lass mich hier raus. Wer immer mich erfunden hat, lass mich hier raus.

Aber Schwerkraft ist anders als Zuneigung. Nur eines bleibt.

Das Schlimmste daran, wirklich allein zu sein, ist der Gedanke an all die Male, als du dir gewünscht hast, die anderen würden dich einfach in Ruhe lassen. Jetzt hast du deine Ruhe, und alle sind weg, und du stellst fest, dass du keine gute Gesellschaft bist.

Mein Leben ist nicht unbedingt schlimmer geworden. Nur kleiner. Wenn man lange genug hochsieht, fängt man an, die eigene Winzigkeit zu spüren. Der Unterschied zwischen lebendig oder nicht lebendig - das ist etwas. Aber von den Sternen aus betrachtet gibt es fast keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von lebendig, zwischen mir und dem frisch gemähten Gras, auf dem ich liege. Beide sind wir Unwahrscheinlichkeiten: das, was im Universum einem Wunder am nächsten kommt.

Ich kann in drei Worten alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter.

Ich hasste meinen Körper. Er ekelte mich an - seine Behaarung, seine Schweißperlen, seine Hagerkeit. Ein mit Haut bezogenes Skelett, eine wandelnde Leiche. Ich wollte raus da - aus meinem Körper, aus meinen Gedanken, einfach raus -, aber ich saß fest.

Ich konnte mein Leben lang nicht geradeaus denken oder auch nur einen Gedanken zu Ende denken, weil meine Gedanken keine Linien, sondern ineinander verknotete Schleifen waren, Treibsand, Wurmlöcher, die alles Licht verschluckten.

Und wenn du nicht steuern kannst, was du denkst oder tust, vielleicht gibt es dich dann garnicht wirklich, weißt du, was ich meine? Vielleicht bin ich bloß eine Lüge, die ich mir selbst einflüstere.

Und der Punkt ist, wenn du einmal jemanden verlierst, wird dir klar, dass du am Ende alle verlierst.

Ich hätte ihr gesagt, dass Davis und ich nie viel geredet oder uns angesehen hatten, aber das war egal, weil wir zusammen den selben Himmel sahen, was viel intimer ist, als einander in die Augen zu sehen. In die Augen kann man jeden sehen. Aber jemanden zu finden, der die selbe Welt sieht, ist ziemlich selten.

Aber man verabschiedet sich nicht, wenn man nicht vorhat, sich wiederzusehen.

»lch kann mit drei Worten alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter.«
