Das Auge Gottes Textstrategie im Hiobbuch
English summary: Which methods are employed to encourage the reader to interpret the Book of Job, and what part do dramaturgy and content play in this? Melanie Kohlmoos outlines the basic 'textual strategy' of the Book of Job from the point of view of God's presence. Her interpretation is based on the interaction between the text, its readers and other texts. The persons who appear, the questions on content and the formal structures are all elements in the text which enable it to make a pact with its readers and to suggest to the reader a certain way of reading and interpreting it. In the course of the story of Job, God and Job's friends, we find numerous central themes in the New Testament (justice, the Creation, ethics) which take on a different complexion. German description: Mit welchen Mitteln wird der Leser zur Interpretation des Hiobbuches angeregt? In welchem Zusammenhang stehen dabei Dramaturgie und Inhalt? Melanie Kohlmoos erarbeitet die grundlegende 'Textstrategie' des Hiobbuches unter dem Aspekt der Gegenwart Gottes. Ihre Interpretation basiert auf der Interaktion zwischen dem Text, seinen Lesern und anderen Texten.'Das Auge Gottes' stellt eines der inhaltlichen Grundthemen des Hiobbuches dar. Gott schaut auf die Erde, sieht Hiob und wahlt ihn zum Gegenstand des Experiments um Leid und Frommigkeit. Obwohl Gottes Nahe nach alttestamentlichem Denken eigentlich erstrebenswert ist, besteht Hiobs Leiden darin, von Gott nicht aus den Augen gelassen zu werden. Melanie Kohlmoos erortert diese Nahe in wechselnden Zuordnungen verschiedener theologischer Aussagen, in denen Gottes 'Sehen' eine gewisse konstante Funktion hat. Sie stellt fest, dass sich der sachliche Gehalt der Hiobdichtung im Konzept des 'Auge Gottes' bundelt. Daruber hinaus ist mit dem 'Auge Gottes' der eher formale Bereich der 'Textstrategie' angesprochen. Die gesamte Hiobdichtung wird aus der Perspektive eines allwissenden Erzahlers dargeboten, wobei der Text den Handelnden immer voraus ist. Der Leser wird dabei in die ubergeordnete Perspektive einbezogen und weiss wie der Autor selbst mehr als die Akteure. Er blickt gewissermassen mit dem 'Auge Gottes' auf das Geschehen, das sich im Text vollzieht. Die Rolle des Lesers ist somit die des Mitspielers in der Strategie, wobei allerdings eine Distanzierung des Publikums von den Akteuren der Handlung vorausgesetzt ist. Keine der vorgefuhrten Personen ist auf Identifikation des Publikums hin angelegt.